Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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einen bedeutenden Mann, der euch zuwider wäre? Ihr habt auch in Deutschland die öffentliche Meinung für euch, und wer da nicht euer Freund ist, wird von seinen eigenen Landsleuten verlacht und verhöhnt. Dass den Emigrirten kaum da und dort noch ein Schutz angedeiht, den die Menschheit heischt, verdankt ihr freilich der Allmacht eurer Waffen! Aber seid gerecht! das Volk hat sie nie geschützt. Eure Titelkönige hatte man (ich rede nicht von den Fürsten) längst ausgespieen, ehe ihr sie selbst jenseits aus ihren Schlupfwinkeln verscheuchtet.
Die deutschen Fürsten sollten endlich überzeugt sein, dass in strengen Maassregeln bei dem gegenwärtigen Umlaufe neuer Ideen kein Heil zu suchen ist, dass weises Nachgeben, und von ihnen selbst veranstaltete Reformen, das deutsche Staatsgebäude über das kleine Restchen dieses Jahrhunderts hinaus nur noch retten können. Die in dem deutschen Staatskörper liegenden Kräfte sind ungeheuer, und wenn sie sich ein Mahl entwickeln, so is es um die Despotie geschehen. Ich will nicht läugnen, dass eine Revolution in Deutschland unmöglich ist, so lange die Verfassung unangetastet bleibt. Aber ist sie das wirklich? Keineswegs. Der Verband ist aufgelös’t, durch den die verschiedenen
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/149&oldid=- (Version vom 26.10.2023)