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den Ackersmann heiterer und stärker macht. Der dumpfe Qualm in den Thälern wirkt so stark auf die Bewohner der Rhein- und Mosel-Ufer, dass man den starken derben Hunsrücker auf den ersten Blick von dem schwachen zusammen geschrumpften Weinbauer unterscheiden kann. Die Natur selbst hat sich gegen diesen verschworen, und seine Lage ihn träg und blöde gemacht. Im Sommer hat er keine bestimmte Arbeit, denn er hat keinen Acker und keine Fabriken, und nichts, wodurch er sich mit seinen Nachbarn verbinden kann, als das kümmerliche Geld, das er aus dem Ertrage seiner Weinberge lös’t. Diese Ernte gedeiht im Durchschnitte alle sechs Jahre ein Mahl. In den übrigen Jahren muss er darben, oder Wucherern in die Hände fallen. Er wird genöthigt, den Wein frisch von der Kelter, oder gar am Stocke zu verkaufen, auch wohl auf mehrere Jahre sich voraus bezahlen zu lassen. Diese Noth des Weinbauers giebt den spekulirenden Wucherern am Rhein und an der Mosel ein weites Feld, und sie haben ihre Betrügereien ordentlich in ein Sistem gebracht, in dem sie sich einander nicht zu beeinträchtigen pflegen. Wer im Monat Praireal den Wein am Stocke kauft, giebt ungefähr zwei Drittheile weniger, als wenn er ihn von der Kelter hohlt, denn