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scheinen, ziehen mich besonders an. Dort, am entgegengesetzten Ufer geht eine Heerde Rinder. Die Schallmei des Hirten können wir hier noch hören.

Wir erreichten noch, ehe die Sonne sich neigte, den schönen Flecken Rüdesheim, wo wir übernachteten, und heute Mittag nach Bingen überschifften.

Der Rüdesheimer Wein ist vom ersten Range, und nach dem Hocheimer und Johannisberger ohne Vergleich der beste. Aber er gehört nicht den Einwohnern des Ortes, sondern dem Adel von Mainz.

Johannisberg war der letzte Ort, wo wir die Gegend einfach und lieblich fanden. Schon zu Geisenheim zeigt sich die Natur in einem erhabenern und grössern Stil. Schon von fern sahen wir den trotzigen Berg, auf dem der Graf OSTEIN einen Garten mit einigen Terrassen angelegt hat, die prächtige Aussichten gewähren. Das Dorf selbst ist schmutzig und arm, und kontrastirt mit dem Reichthume der gräflichen Anlagen ungemein. Wir konnten uns der unangenehmen Empfindungen nicht erwehren, die sich uns hier aufdrängten. So verstimmt erstiegen wir den Berg mit Mühe. Aber wir wurden nicht belohnt, weil wir uns in