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XXIII.
Grablegung.

Zu derselben Zeit kam ein edler Mann, genannt Joseph von Arimathäa, der auch ein heimlicher Jünger des Herrn war, und als er den Herrn Christum am Kreuze todt hängen sah, da wurde er sehr betrübt und ging mit Nikodemus, der auch ein heimlicher Jünger war, zu Pilatus und sie baten ihn, daß er ihnen erlaubte, den Leichnam zu begraben, und thäte er das nicht bald, so würde seine traurige und betrübte Mutter sterben vor großem Herzeleid, die doch wäre die edelste und reinste unter allem weiblichen Geschlechte. Und als ihnen Pilatus den Leichnam des Herrn schenkte, gingen Joseph und Nikodemus hinaus mit Leitern und sie lösten den Herrn vom Kreuze. Da stand die arme betrübte Mutter und wartete begierlich mit großen Schmerzen, ihn vom Kreuze herab in ihren mütterlichen Armen zu umfangen. Joseph empfing den heiligen Leichnam in einem schönen weißen Tuche und in diesem legten sie ihn nieder unter das Kreuz. Da fiel Maria die Jungfrau zu ihm nieder auf die Erde mit großem Herzeleid und kläglicher Geberde.

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Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)