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nicht wenig zu sagen, und dennoch sehr viel zu verschweigen. Hogarths Ehre fordert von uns das erstere, und die Achtung, die wir unserem Publikum schuldig sind, das letztere. Verstanden soll und muß indeß die Scene werden, nur wird man uns erlauben, daß wir nicht immer hinschreiben: Teufel, sondern dafür so etwas wie Herr Urian, oder auch ein bloßes T....

Er sowohl als Sie sind diesesmal declarirte Porträte. Das Mädchen war ein berüchtigtes Mensch, Namens Mary Adams, die nach unzähligen Liederlichkeiten, die sie als Mädchen verübt hatte, endlich in ihrem dreißigsten Jahre wegen eines Diebstahls, nicht nach der neuen, sondern, sehr gravirender Umstände wegen, nach jener Welt geschickt wurde. Sie wurde am 30. September 1737 gehenkt. Man hat Porträte von ihr, und nach einem von diesen soll gegenwärtiges gezeichnet seyn. Da nun diese Blätter schon 1734 erschienen sind, also drei Jahre vor ihrem Tode, so erhellt daraus wenigstens so viel, daß sie ihre Celebrität nicht bloß ihrem letzten Verbrechen und ihrer Todesart zu danken hatte. Es könnten leicht persönliche Reize gewesen sein, die diesem Gesicht selbst hier nicht fehlen, wo doch britischer Teint und britische Zähne aus dem Spiel bleiben, und wo Alles, was von Leben in einem schönen Gesichte in die Welt hinaus gehört, zurück in sich selbst gekehrt zu sein scheint. Der Mann neben ihr ist kein Geistlicher. Wir bitten unsere Leser inständigst, diesen Gedanken ganz fahren zu lassen; so etwas müßte nothwendig gegen den Künstler einnehmen, wodurch der ganze Eindruck, den dieses Stück machen soll, verloren werden würde. Es ist bloß der Rock. Was hier in demselben steckt, ist einer mit von den wenigen eminenten Schurken, denen Hogarth eine infamirende Unsterblichkeit von Rechtswegen zuerkannt hat; ein Chartres in seiner Art. Vielleicht, könnte Jemand fragen, hätte der Künstler doch besser gethan, wenn er auch hier das Kleid geschont hätte? Wir finden diese Erinnerung sehr gegründet, ja sind sogar überzeugt, es wäre besser gewesen. Allein da es nun einmal geschehen ist, so muß man auch des Künstlers Vertheidigung hören. Wir übernehmen sie mit wahrem Vergnügen und in der sichern Hoffnung, daß man ihn freisprechen werde.