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Gegend hat etwas sehr Erfrischendes, und der Erklärer dieser Blätter nimmt dieses Blättchen selten in die Hand, ohne die angenehmste Zurückerinnerung an die wenigen Sommer-Abende, die er unter diesem Himmel mit seinen Freunden zugebracht hat.

Die Hauptgruppe, womit unser Künstler dieses kleine Paradies zu beleben gesucht hatte, besteht aus einer Bürgerfamilie, einem Londonschen Blaufärber und seiner Frau, die sowohl der körperlichen, als, wie wir sogleich hören werden, der moralischen Bildung nach, nicht sonderlich geschickt ist, die Phantasie auf unsere ersten Aeltern zu leiten. Sie haben drei Kinder bei sich, und zu einem vierten hat der Künstler große Hoffnung gemacht. Voran schreitet langsam der Familienhund, mit starkem Ausdruck ähnlicher guten Hoffnungen. Alles ist müde, träg und schwer, und – o! wie warm![1] Die Hausehre empfindet dieses am meisten. Sie ist, wie man sieht, etwas weit über die Grenzen des Guten und Schönen hinaus genährt. Gorge à la Mongolfière, Hoffnungen à la Mongolfière! Du liebste Zeit! wie schwer! Shakspeare läßt einmal einen Frühlings-Morgen eine Thauperle an das Ohr jeder Schlüsselblume hängen; bei unserem Blumenkohl hier hat der schwüle Abend etwas Aehnliches versucht, und eine Perle neben dem Ohre vorbei, unter die Haare gehängt. Jedoch scheint es ein bloßer Fehlgriff gewesen zu seyn, den er so eben im Begriff ist zu redressiren; die Perle wird sogleich am Ohrläppchen hängen. In der einen Hand trägt sie


  1. Hogarth hatte den seltsamen Einfall, auf den ersten Abdrücken dieses Blattes, die Hände des Mannes blau und Gesicht und Brust der Dame roth abdrucken zu lassen, den Blaufärber und die rothe Glut der Blaufärberin damit anzudeuten. Ein Freund rieth ihm aber ab, fortzufahren. Daher sind jene Abdrücke äußerst selten, und werden theuer bezahlt. Dieses hat zu Verfälschung Anlaß gegeben. Allein da die unächten Stücke mit einer Farbe übermalt, hingegen in den ächten bloß die Striche gefärbt sind, und nicht daß dazwischen befindliche Papier: so kann ein aufmerksamer Käufer nicht leicht hintergangen werden.