Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/1175

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an Zahl. Figur 36 ist nämlich dieselbe Figur, wie die vorhergehende, allein so weit entfernt, daß die kleineren Glieder vom Auge nicht mehr erkannt werden können.

Gleicherweise ist das Petersilienblatt, welches zu einem schönen Schmuck benutzt wurde, in drei verschiedene Abtheilungen geschieden, Figur 37; diese sind wieder in mannigfache Unterabtheilungen getrennt. Auch wird man dies bei den Blättern fast aller Pflanzen erkennen. Die Natur also hat diese Regel bei der Schöpfung ihrer Formen gebraucht. Dasselbe wird man an der Figur bemerken, die sich zwischen Figur 67 und 98 befindet. Sie ist ein Naturspiel, ein Auswuchs an einer Esche, jedoch in jeder Art so schön dargestellt, daß kaum ein Künstler ähnliche Wirkungen mit derselben Vollkommenheit hervorbringen könnte. Man hat in derselben Art auch die Auswüchse der Spargel, die im Herbste den Saamen zu erzeugen pflegen, nicht unzweckmäßig als Zierrathen angebracht.

Bleibt der Haupttheil eines Gegenstandes groß genug, so läßt er sich durch Zierrathen kleinerer Art bereichern, doch diese müssen alsdann so klein sein, daß sie die allgemeine Masse nicht verwirren. Figur 38 ist eine Zierrath, die an den Seiten altmodischer Kamingitter angebracht ist; die Theile sind gut angeordnet; dicht daneben steht eine andere Zierrath derselben Art, Figur 39, mit derselben Anzahl von Theilen; da aber die Formen derselben nicht genug mannigfach sind, sondern da eine Form vollkommene Aehnlichkeit mit der andern zeigt, so ist die Figur unangenehm und geschmacklos; aus demselben Grunde ist der Leuchter, Figur 40, noch schlimmer, da noch weniger Mannigfaltigkeit an demselben statt findet. Es wäre besser, einen ganz geraden und kahlen Leuchter, wie Figur 41, zu verfertigen, als solch elenden Versuch von Zierrathen anzubringen.

Indem hieraus erhellt, daß die Kunst, gut zu componiren, in der Geschicklichkeit besteht, eine passende Mannigfaltigkeit zu bewirken, ergibt sich zugleich, daß alle Abweichungen das Gegentheil zur Folge haben. Deßhalb ist der Cactus, Figur 42, eben so häßlich, wie der Leuchter, Figur 40. Auch bestehen die Schönheiten der Lilie und der calcidonischen