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aber nicht in verbrecherischer Absicht. Ich konnte ja mit Bestimmtheit auf die Einlösung der Wechsel rechnen … Sie wurden nicht eingelöst. Mein Schuldner, ein scheinbar solider Mann, brach jäh zusammen. Das Schlimmste dabei, daß sich sofort Gerüchte verbreiteten, ich sei schwer mitgenommen. Das vernichtete meinen Kredit. Unter solchen Umständen war es mir für den Augenblick vollkommen unmöglich, das Depot wieder herzustellen. Hätte ich das gekonnt, ich würde ohne Zögern meinen Konkurs angemeldet haben.

Acht Tage lang suchte ich erfolglos alle Mittel und Wege, um den Riß zu verstopfen. Andere Forderungen traten an mich heran. Da sah ich ein, daß mir nichts Anderes übrig blieb, als eine Pistolenkugel, wenn ich meinem Sohne keinen besudelten Namen hinterlassen wollte. Nach meinem Tode würde meine Handlungsweise milder beurtheilt werden. Bei der Konkurserklärung mußte die Veruntreuung aufkommen, der von mir ernannte Verlassenschaftspfleger konnte hingegen das Depot leicht ergänzen.

Das Alles hatte ich mir in leidlicher Ruhe ausgedacht, geordnet, aufgeschrieben. Es kam der letzte Abend, an dem ich es vollbringen wollte. Wir waren allein bei Tische, mein Sohn, meine Frau, meine Tochter. Die Zeit über war ich verdrossen und aufgeregt gewesen – was ich den Meinigen mit Geschäftssorgen erklärte – jetzt war die Feierabend-Stimmung da. Abschied nehmen! Ich kann sagen, daß ich es muthig that. Ich scherzte mit Frau und Tochter, mit meiner Tochter, die eben lieblich im Aufblühen war. Gerade jetzt bedurfte sie meiner mehr als je, fand ich. Fand auch, daß ich sie bisher immer vernachlässigt hatte. Nun, ich hinterließ ihr einen starken Schützer: meinen Hans! Erst zwanzigjährig, war er doch schon ein

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)