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Jesus Christus, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten.

Mors et vita conflixere,
Resurrexit Christus vere
Et cum Christo surrexere
Multi testes gloriae.

 ... Jesus lebt, das ist die allem Scheinleben entnommene und entkommene Tatsache. Untergeschichtliche Bilder zerflattern, innergeschichtliche sind auf einen kleinen Kreis beschränkt und abhängig von der Macht, die sie aufbewahrt, ob sie gütig genug ist, sie wieder aufzufrischen. Aber er ist aus der Ewigkeit in die Geschichte hereingewirkt (Act. 2, 24). Er konnte vom Tod gezwungen, aber nicht bezwungen werden. Er konnte von der Todesgewalt nur soviel erleiden, als er ihr Leidensmacht über sein Leben verstattete. Darum mußte er sich dem Tode entnehmen, weil des Vaters Ehre in Frage kam. Wenn der Vater, dem in dem Leidensgehorsam des Sohnes die höchste Genugtuung erbracht und die berechtigte Reaktion gebüßt ward, nun das Lebensopfer des Sohnes ignoriert hätte, dann wäre das entweder gottwidriger Trotz oder gottungemäße Ohnmacht gewesen. Es wäre gottwidriger Trotz und damit eine das Wesen Gottes selbst aufhebende Unwahrheit, wenn er den Sohn jetzt in Todesgewalt ließe, der ihm im Sterben den höchsten Lebensbeweis erbracht hatte. Dann würde Gott von jenem Karfreitag an einen Selbstvernichtungsprozeß beginnen, und jene Häretiker hätten recht, welche behaupten, daß mit dem Sterben des Sohnes ein Sterben Gottes beginne. An dieser Starrheit törichter Selbstbehauptung wäre er gestorben, weil er die Ehre nicht mit Jesus teilen wollte. Oder aber es wäre eine Übermacht hereingetreten, die, ob wohl erst nach der Schöpfung miteingekommen, doch den Sohn über wältigt hätte. Dann hätte Gott das Liebste dem Tode entreißen wollen, aber es nicht vermocht. „Du wirst nicht zugeben, daß dein Einiger in das Grauen der Vernichtung eingehe“ (Psalm 16, 10).

 Und nicht nur um Gottes willen tat es not, sondern auch um des Herrn Jesus willen. Denn der im Sterben ethisch sich vollendet und ein Bild des Gehorsams ohnegleichen Zug um Zug vollbracht hat, mußte in

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Hermann von Bezzel: Der erhöhte Herr. Furche, Berlin 1914, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Der_erh%C3%B6hte_Herr.pdf/3&oldid=- (Version vom 5.7.2016)