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Reinheit und Wahrheit des Wortes gekläret und gefeiert, die Lehre von Amt und Kirche wieder zu Ehren gebracht – eine hohe, fröhliche Blütezeit. – Wie ist nur der Sakramentsbegriff wieder zu Ehren gekommen!

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 Psalm 84 ist hier maßgebend: „Leib und Seele sollen sich freuen in dem lebendigen Gott.“ Fern von spiritualistischer Verflüchtigung des Sakramentsbegriffes wie von materialistischer Verdichtung desselben, fern von rein geistigen und damit abstrakten Deutungen, aber eben so fern von der grobsinnlichen Verzerrung desselben, lehret sie: Geistleiblich sind die Gaben, die ihr Herr ihr geschenkt hat. So ist auch geistleiblich die Wirkung derselben. Leib und Seele ist ihr kein gelöstes, sondern ein in Christo vereinigtes Geheimnis: Er ist ja geistleiblich und will Geistleiblichkeit schenken. Geistleiblich faßt sie auch das Wort, nicht verflüchtigt sie die Bedeutung des Worts in wunderbarer Allegorese und mystischer Deutung, noch versinnlicht sie dasselbe durch falsche Pressung und buchstäbelnde Auslegung und Einzeldeutung, sondern sie läßt das Wort wirken in seiner Totalität. Sie richtet Geistliches geistlich und Leibliches leiblich und weiß beides in voller Einigkeit. Welt und Himmel vermählt sie; darum ist sie auch eine Freundin alles dessen, was die Welt verklären kann. Darum übt sie die Kunst, schmückt ihre Gottesdienste, ziert ihre Altäre, freut sich an Bild und Gleichnis und wünscht nur, daß „Christus allenthalben gepredigt“ werde. Ihr ist die Welt nicht nur ein Jammertal, sondern doch auch ein Vorhof des Himmels, der einst, wenn alles vollendet sein wird, in die Vollendung hineingezogen werden soll als neue, vom Frieden des Himmels überschattete Erde. Ihr ist die Welt zwar eine vergehende und dem Untergang geweihte, aber mit dem Keime der Unsterblichkeit angetane, um der segnenden Gegenwart Jesu willen. Darum sieht sie jetzt schon den Himmel in der Welt, den Vorschmack ewiger Freuden und allerlei Andeutung ewiger Herrlichkeit. Sie läßt Welt und Himmel nicht getrennt sein, sondern