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 Es ist doch etwas Großes – ich überschätze es nicht, aber unterschätze es auch nicht –, wenn die Gemeinde am Sonntag früh zur Kirche geht. Es ist doch noch ein heiligender Zug des Heiligen Geistes. Und wenn der Nachmittag nicht das Wenige durch törichte Unterhaltung und Lektüre ertötet, sondern wenn es gepflegt wird, es ist doch eine Heiligung. Und wenn auf die erste Probe, ob die Predigt etwas genützt hat, meine Seele antwortet, wenn Gott auf die Heiligungsgabe der Predigt eine Heiligungsaufgabe des Lebens folgen läßt und man wird ihr gerecht, dann ist es doch das: der Heilige Geist heiligt. Mit einem Wort: Nehmt einmal heute Abend in euern Gedanken eine Viertelstunde die Kirche aus der Welt, nehmt aus München alle Kirchtürme, alle Kreuze, alle christliche Unterweisung, allen Gesang, nehmt nur aus diesem Hause den Betsaal und zugleich die Gelegenheit zum Beten, so kann dieses Haus ein vorzügliches Krankenhaus bleiben, in dem die besten Operationen gelingen und die Kranken hervorragende Pflege finden, und doch ist es ein Haus der Welt; denn die Welt ist sehr kundig und sehr liebenswürdig, oft liebenswürdiger als die Wiedergeborenen; aber es würde dann diesem Hause die Weihe, unserer Stadt die Kraft, unserer Gemeinde das Leben fehlen. Eine Welt ohne Jesum, eine Welt ohne Kirche! Er hat geheiligt, wohl uns, Er heiligt noch.

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 Wenn Er zu uns spricht: „Ihr seid das Salz der Erde“ (Matth.5, 13) und die ganze christliche Gemeinde dazu aufruft, daß sie die Erde vor der Fäulnis bewahre und die faule Welt schmackhaft mache, dann heiligt Er. Ja, wenn du, o Seele, und du, o kleine Gemeinde, nicht die Kraft hast, einer ganz weltlichen Unterhaltung Salz, Würde, Weihe zu geben, dann ist dein ganzes Christentum nichts wert. Wenn in deinem Beisein lockere, lose, zweideutige Worte fallen, so gilt dein ganzes Christentum keinen Deut vor Gott. Dann merkt man, ob der Heilige Geist heiligt, daß wir ein