Seite:Helmina von Chézy - Der neue Narziß.pdf/6

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schulmeister.
Nun, lassen wir’s! Doch da Er just beim Freien ist,
So muß ich Ihm gestehn, daß mir zu dieser Frist
Auch der Gedanke schon zum Oeftern aufgestiegen –

Pachter.
Gevatter! laß Er’s seyn! was wird denn Er noch kriegen?
Die Alten sind gar schlau und müssen immer keifen,
Die Jungen wollen nur zu ihres Gleichen greifen.

Schulmeister.
O, Liebe, Freund, die ist ein unbegreiflich Ding,
Sie macht das Alte jung, das Hohe oft gering,
Die zarte Sympathie, das schmachtende Verlangen –

Pachter.
Na! bleib Er nur bei Trost!

Schulmeister.
(Was ist da anzufangen?
Er geht in gar nichts ein!)

Pachter.
Ich bin ein schlichter Tropf,
Und Er ist hochgelahrt, doch treff’ ich auf den Kopf
Den Nagel leicht und gern, wenn ich drauf zu nur schlage.
Was soll die Plage Ihm auf seine alten Tage?
Nein, bleib Er, wie Er ist!

Schulmeister.
(Er ist zehn Meilen weit
Von da, wo ich ihn will.)

Pachter.
Wer so wie Er noch freit,
Bei dem fällt immer mir ein alt Geschichtchen ein:
Ein Reisender fand kalt die Suppe, warm den Wein,

Empfohlene Zitierweise:
Helmina von Chézy: Der neue Narziß. Lustspiel in einem Aufzug. Fleischer, Leipzig [1824], Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmina_von_Ch%C3%A9zy_-_Der_neue_Narzi%C3%9F.pdf/6&oldid=- (Version vom 12.9.2022)