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Erster Auftritt.

Platz vor der Meyerei, im Hintergrunde Landschaft. Gebirg.

Schulmeister.
Verstockt und undankbar sind diese rohen Bauern,
Vergebens müh’ ich mich – wie bin ich zu bedauern!
Sie höhnen mich nur aus, verkennen meinen Werth;
O, nie im Vaterland wird ein Prophet geehrt.
Und ächt Verdienst erkennt die Welt erst nach dem Tode!
Dicht’ ich nicht wie Horaz? vergebens’ – meine Ode
Verhallt in Oede: ach! dies ganze Heer von Flegeln
Will nichts als Wetterkund’ und neue Bauernregeln;
Zu eng’ ist hier mein Kreis, zu niedrig mein Geschick,
Allein mich fesselt hier des schönsten Mädchens Blick,
Aufwachsen sah’ ich sie, mit ihr wuchs meine Gluth,
Doch mit der Liebe wächst nicht stets der Liebe Muth,
So wie ich sie nur seh, muß ich vor Angst erbeben –
O Rose, stolzes Herz, werd’ ich es je erleben,
Daß du mir günstig bist!

Empfohlene Zitierweise:
Helmina von Chézy: Der neue Narziß. Lustspiel in einem Aufzug. Fleischer, Leipzig [1824], Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmina_von_Ch%C3%A9zy_-_Der_neue_Narzi%C3%9F.pdf/3&oldid=- (Version vom 12.9.2022)