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Lieschen.
Du wunderliches Kind, Du wirst mir doch vertraun?
Bin älter viel als Du!

Rose.
Wen wird mein Auge schaun?

Lieschen.
Jetzt komm zur Abendkost! dann sei es dreist begonnen.
Lieb Röschen, frisch gewagt, das ist schon halb gewonnen!
(Beide in die Meierey.)

Vierter Auftritt.

Verwandlung.

Ein Felsthal, mit hohen Bäumen überschattet, der vom Felsen fallende Quell sammelt sich in einem Becken unter einer hohen Linde. Tiefe Dunkelheit. Weltlichtlein mit einem Regenschirm, im Mantel, mit dicker Halsbinde, lächerlich vermummt und verpackt, die Pelzmütze auf dem Kopf, ein schwarzes Tuch um das Kinn.

Schulmeister.
Die Lieb’ ist gut und schön, wie süß ist selbst ihr Bangen!
Doch ist mit der Vernunft weit mehr noch anzufangen!
Wie mancher holte schon in schwüler Sommernacht
Den ärgsten Schnupfen sich, das hab’ ich wohl bedacht!
Allein ich mußte her! So gehe Hand in Hand
Die glühn’de Liebe dann mit leuchtendem Verstand,
Mich hüllt der Pelz gut ein, mich schützt die warme Binde!
Wo berg’ ich mich, daß ich den rechten Standpunkt finde,

Empfohlene Zitierweise:
Helmina von Chézy: Der neue Narziß. Lustspiel in einem Aufzug. Fleischer, Leipzig [1824], Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmina_von_Ch%C3%A9zy_-_Der_neue_Narzi%C3%9F.pdf/21&oldid=- (Version vom 12.9.2022)