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alle Institutionen im allgemeinen, und begründet Rechte, denen sich die Individuen bei allen Wandlungen der Formen nicht entziehen können: – dagegen: ein nie fest anerkanntes, sondern immer nur zu erkämpfendes Recht, und wenn es die höchste geistige Potenz in sich schlösse, ohne eine gewisse ihm entgegenkommende Pietät, keinen Boden gewinnen kann – Diese Ausgleichung zu Gunsten der Frauen soll also nun die Liebe finden! – Was setzt das alles voraus! – Und so wird er denn fortbestehen dieser ungleiche Kampf der Geschlechter, und um so schärfer und bitterer im geheimen, weil er ein ungleicher ist, und nur die sehr seltenen und einzelnen Fälle sich glänzend abheben, in denen die Individualität des Mannes alles gewährt, was das allgemeine Recht versagt.


XV[1]
An Tieck.

Es liegt eine eigene Wehmut für mich in den Schriften, die ich habe entstehen sehen. Wenn das lebendige Wesen sich so verwandelt, daß man oft kaum im Manne die Spur des Kindes wiederfindet, so ist dagegen das lebendige Wort, wenigstens das für uns lebendig gewordene, immer dasselbe, und rührt uns doppelt in dieser Unveränderlichkeit. – Krankheiten, die Zeit, die veränderten Verhältnisse (schon allein die zu erwachsenen Kinder), das alles hat so an mir genagt, – zerstört: Ihre Schriften dagegen stehen in alter Jugendlichkeit vor mir.

Wie im Gegensatze zum Genius das Talent einen beschränktern Kreis in der Zeit hat und ihm ein kürzeres Ziel gestellt ist, so ist es mit Frauen im Vergleich zu Männern: ihre Geistesblüte ist kürzer und beschränkter, und sie haben den Beschluß dessen, was sie waren und werden konnten, in ihrem engeren Kreise weit frühzeitiger zu erwarten. Diese tiefe Wehmut des Lebens, die Sie so oft geschildert, wie müssen Sie sie auskosten! – Mit vollem Bewußtsein, mit der ganzen Kritik Ihres scharfen Geistes durchmessen Sie die Abgründe bis in Ihre späteren Lebensjahre.


XVI[2]
An Tieck.

Woher käme uns die Überfülle von Liebe, das tiefsinnige Gefühl der Demut und Unterordnung unter ein Höheres, und des Vertrauens, das über alle Erfahrung des Sichtbaren hinausgreift, wenn wir eben nur einem bösen Prinzip


  1. Von Zaunick aus Mscr. Dresd. e 85 mc S. 3 in Carus, Lebenserinnerungen V 121-122 erstmalig veröffentlicht.
  2. Von Zaunick aus Mscr. Dresd. e 85 mc S. 7 in Carus, Lebenserinnerungen V 127 erstmalig veröffentlicht.