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Montag, 1. August.

König Wilhelm ist gestern abend 6 Uhr mit Bismarck von Berlin abgereist, unsre erste Einquartierung gestern früh abgegangen. Ein Teil der französischen Panzerflotte ist bereits in der Ostsee vor Kopenhagen, ein anderer Teil in der Nordsee zurückgeblieben. Am Sonnabend abend lief ein Telegramm des Bundeskanzleramtes an den Rat ein betreffs der Nationalanleihe[1]. In Abwesenheit aller drei Bürgermeister, welche in ungestörter Gemütlichkeit auf das Land gegangen waren, mußte ich mit Flath die nötigen Verfügungen erlassen. Kriegsnachrichten gestern keine, als eine über ersten ernsten Zusammenstoß bei Saarbrücken[2].


Freitag, 5. August.

Während gestern die Nachricht über die Vertreibung der preußischen Avantgarde aus Saarbrücken[3] –, lief noch gestern ½10 Uhr die über die siegreiche Stürmung von Weißenburg durch den Kronprinzen mit Regimentern des 5. und 11. und des 2. bayrischen Armeekorps ein. Die ernste Aktion beginnt demnach und wird wohl gleichmäßig nun fortschreiten. Auch ist die berühmte erste französische Kanone genommen. General Douay ist geblieben[4] – 500 Gefangene. Unsre Sachsen stehen in der Reserve der Zentralarmee.


Sonntag, 7. August.

Gestern abend 9 Uhr traf neue Siegesnachricht ein. Der Kronprinz hat Mac Mahon bei Wörth total geschlagen und auf Bitsch zurückgeworfen, Steinmetz Saarbrücken wiedergenommen; die Franzosen haben es vor ihrem Rückzuge in Brand gesteckt. Badenser haben den Rhein


  1. Fünfprozentige Nationalanleihe oder Norddeutsche Bundesanleihe über 120 000 Taler zum Zeichnungspreis von 88%.
  2. Am 27. Juli waren französische Abteilungen gegen das nur schwach besetzte Saarbrücken vorgegangen, hatten sich aber wieder zurückgezogen.
  3. 2. August Gefecht von Saarbrücken. Die Vorhut der deutschen ersten Armee (Steinmetz) weicht vor der Übermacht der Franzosen hinter die Saar zurück.
  4. Abel Douay, Führer der 2. Division des 1. französischen Korps.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/86&oldid=- (Version vom 31.5.2024)