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Montag, 25. Juli.

Der arme Heinrich ist zurück, voll von österreichischem Blödsinn; wird ihm ausgetrieben werden[1]. In der Zwischenzeit Adressen der städtischen Kollegien an die Könige Wilhelm und Johann. Eskamotierung der persönlichen Überreichung an ersteren durch faktisches Vorgehen Pfotenhauers – gegen den Antrag der Stadtverordneten – ohne Ratsbeschluß[2]. Charakteristische Antwort des Königs (von Sachsen): er hofft, daß alles glücklich enden werde. Für die nationale Bedeutung des Krieges keine Silbe!!! Neubert, welcher Sommerquartier in Pillniz hat, erzählt, daß er ganz niedergeschlagen sei, erklärt habe, das werde er nicht überleben. „Was sollte ich denn im Hauptquartier; ich würde wahrscheinlich nur im Wege sein.“

Mit heute kommt auch die Kölnische Zeitung nicht mehr regelmäßig: der Eisenbahnverkehr ist vollständig für den Militärtransport okkupiert[3]. Von morgen ab sollen auch unsre Truppen abbefördert werden. Darüber, wohin sie kommen, ist bis jetzt immer noch nichts bekannt. Die steten Wühlereien[4] scheinen danach doch nicht unbemerkt geblieben zu sein. Heute war sogar im Dresdner Anzeiger eine Notiz, es sei noch nicht entschieden, ob der Kronprinz das Kommando des 12. Armeekorps behalten


  1. Heinrich Bürck, Peschels Neffe; Sohn von Marie Bayer-Bürck, Freifrau v. Falckenstein, aus erster Ehe.
  2. Überreichung der Ergebenheitsadresse an König Johann in Pillnitz durch Oberbürgermeister Pfotenhauer, Bürgermeister Neubert, die Stadtverordneten Walter und Krippendorf; Stadtverordnetenvorsteher Ackermann und Vizevorsteher Dr. Wigard waren in Berlin zum Reichstag.
    Nach Peschels Bemerkung tritt uns auch hier Pfotenhauer nicht als besonders begeisterter Preußenfreund entgegen (vgl. 1866 die Verzögerung der Absendung der Adresse an König Johann und seine Ansicht über Beust).
  3. Am 20. Juli Bekanntmachung des Generaldirektors der sächsischen Staatseisenbahnen v. Tschirschky über die Einstellung des Personenverkehrs.
  4. Die Wühlereien der noch „gut Beust’sch“ und österreichisch Gesinnten.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/81&oldid=- (Version vom 31.5.2024)