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Sonntag, 30. September, Montag, 1. Oktober.

Friesen ist 1. 10. hier wieder durch, nach Berlin gereist: hat gar nichts verlauten lassen. Es ist an des verstorbenen v. Schack Stelle ein neuer Militärgouverneur für Sachsen ernannt, ein General v. Tümpling. Also kein Vogel v. Falckenstein, der in Aussicht gestellt war[1].


Dienstag, 2. Oktober.

Ordonnanz des neuen Generalgouverneurs v. Tümpling wegen Friedenseinquartierung[2]. Pfotenhauer ist renitent und will dem neuen Befehlshaber nicht einmal einen Besuch abstatten. Sofort wieder Geldnot; denn die Hausbesitzer müssen natürlich (!) volle Entschädigung bekommen. Plenum – die schleunigste Entfernung Meißners[3]. Dr. Stübel beantragt über Kornhardt eine Erkundung bei dem Magistrate in Breslau.


Mittwoch, 3. Oktober.

Der König geht nach Karlsbad, der Frieden bewegt sich immer noch in den Vorbereitungsstadien –, Königstein und Rückkehr der Armee. Quousque tandem – möchte man hier ausrufen.


  1. General v. Schack (vgl. 24. September) war am 25. September in Magdeburg gestorben. General Vogel v. Falckenstein, Führer der preußischen Mainarmee, war nach der Einnahme von Frankfurt (16. Juli) seines Kommandos enthoben und zum Gouverneur von Böhmen ernannt worden.
  2. v. Tümpling hatte am 1. Oktober bestimmt, daß ab 3. Oktober die Einquartierungslasten wie in Friedenszeiten lediglich von den Hausbesitzern, nicht mehr auch von den Mietern zu tragen seien. Die Angelegenheit beschäftigte in mehreren Sitzungen die Stadtverordneten, besonders die Ansässigen (Protokolle der Sitzungen der Stadtverordneten: 10., 15. Oktober, 1. November). Auch die städtische Einquartierungsbehörde vertrat die Ansicht, daß die Einquartierungslast noch kriegsmäßig und deshalb eine allgemeine sei nach dem bestehenden Regulativ. Doch müsse man der Gewalt weichen. Die Stadtverordneten setzten einen Dringlichkeitsausschuß (Ackermann, Wigard usw.) ein und verlangten ebenso wie der Stadtrat volle Entschädigung der Hausbesitzer durch den Staat. Stadtverordneter Advokat Anger wurde mit der Vertretung der Interessen der Ansässigen betraut.
  3. Meißner war Oberingenieur und technischer Direktor bei der Gasbeleuchtungsanstalt und wurde für das Unglück vom 18. Mai verantwortlich gemacht (Peschel, 21. Juni).
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/68&oldid=- (Version vom 30.5.2024)