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dem Geheimen Sekretär Albert von Gerven, wurde aber dann dem letzteren angeschlossen. Später übersiedelte mit den geistlichen Herren das Institut in das alte Brühlsche Palais, an dessen Stelle jetzt das Ständehaus steht. Von dort kamen zunächst (1819) die geistlichen Herren in das geistliche Haus in der Schloßgasse (jetzt Schloßstraße 32), der „Kapellanerchor“ wurde jedoch dahin erst im Jahre 1821 (laut Aktenstück vom 3. September) verlegt, um dort „mit den Beichtvätern gemeinschaftliche Ökonomie zu führen“; wie denn das geistliche Haus das „Beichtväterhaus“ genannt wurde.

Auf die Schwierigkeiten der Beschaffung stimmbegabter Knaben katholischen Bekenntnisses in alten Zeiten wirft ein kennzeichnendes Licht, was J. A. Hiller in seinen Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrter und Tonkünstler (1784) aus der Jugendzeit des Violinvirtuosen Franz Benda erzählt. Aus Altbenátek in Böhmen stammend, wurde Benda wegen seiner schönen Stimme den Benediktinern an der St. Nikolauskirche in Prag im Jahre 1719 förmlich entführt, 1½ Jahre später unternahm er aus Dresden einen regelrechten Fluchtversuch, der zwar verhindert wurde, auf dem er aber auf der Elbreise seinen schönen Sopran verlor. Da sich dieser jedoch nachmals in einen nicht minder schönen Alt verwandelte, fand er, in die Heimat zurückgekehrt, gern Aufnahme erst im Jesuitenseminar, dann in dem Chor der Kreuzherren in Prag.

Die auf diese Weise gesicherten Aufführungen in der Hofkapelle, die vom Jahre 1719 an noch besondere Anteilnahme bei dem Kurprinzen und seiner ebenso kunstsinnigen wie frommen Gattin Maria Josepha fanden, erlangten bald ihren Ruf. Schon im Jahre 1723 schrieb Iccander (J. C. Crell) im „Königl. Dresden“: „Die Römisch-Catholischen halten ihren Gottesdienst in der aus dem ehemaligen Opernhaus mit 3 schönen Altären, Cantzel, Taufstein und Chor aufgerichteten Kapelle, hinterm Taschenberge, unter vortrefflich annehmlicher Music, Sonn- und Feyertags unausgesetzt.“ Im Jahre 1744 berichtet C. E. Schram in seinem Europäischen Reiselexikon (Leipzig): „Die vortreffliche Music von der Königlichen Kapelle (in der katholischen Hofkirche) bezaubert die Ohren der Hörer.“ Der Dienst war anfänglich, als die obenerwähnte Chor und Instrumentistenvereinigung ihn zu versorgen hatte, wie es scheint, ein beschränkter: um 10 Uhr Sonntags war gesungenes Hochamt, um 2 Uhr folgten die Katechisationen mit den Kindern und darauf die Vesper mit Musik. Dann stieg er mit den Jahren, da außer den Sonntagen sehr viele Heiligentage und andere Kirchenfeste gefeiert wurden. Der damalige Altar- und Responsoriengesang war wie heute, natürlich in der Hauptsache dem römischen Antiphonarium, Graduale, Psalterium, Breviarium und Missale, also dem gregorianischen Kirchengesange entnommen[1]. Doch sind


  1. Zu diesen und den folgenden Angaben vergl. Fürstenau, Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, 1862, II., S. 40.