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ungekünstelt wieder hervorquellen aus der Brust.“ – An den Verleger André heißt es[1]: „Ich kann mich zwar Wünschen, die das Äußere, die Form usw. betreffen, fügen, nie aber anders schreiben, als ich es fühle und seit achtunddreißig Jahren gefühlt habe.“ – Endlich schreibt er an Spohr[1] bei der Widmung der Ouvertüre mit Motto: „Die Musiker von Fach versichern, daß ich, wie in der von Ihnen geliebten Yelva-Ouvertüre und meinen Orchesterarbeiten überhaupt, so auch in dieser Ouvertüre ganz zu Ihrer Fahne gehöre. Das kann nicht anders sein, ich habe mich stets dem größten deutschen Meister Spohr angeschlossen und helfe ihm mit meinen schwachen Kräften gern gegen alles Flitterwerk und scheinbare Werte ankämpfen. Stehe ich Ihnen meinem Talente nach auch sehr fern, so zieht mich doch meine Individualität und mein Gefühl zu Ihnen hin, und ich kann ja nur geben, was in mir ist und was Gott mir verliehen hat.“


Kapitel 7.
Reissiger als Lehrer und Schriftsteller.

Ein kleines Kapitel müssen wir noch Reissiger, dem Lehrer und Schriftsteller, widmen. Wir wissen, daß er schon als Thomasschüler und Student in Leipzig durch Erteilen von Klavierunterricht (Henriette Kuntze-Voigt) sein Geld verdiente, daß er dann in Paris sogar bedeutendere Einnahmen verzeichnen konnte und endlich in Berlin 1826 ausschließlich Lehrer der Tonkunst am Zelterschen Institut wurde. Seine pädagogischen Erfahrungen, die er durch Studieren der hervorragendsten Lehrsysteme an den ersten Konservatorien der Welt gemacht hatte, machten ihn zu einer Autorität in Fachfragen, und so wurde ihm ja schon 1826 ein Ruf nach dem Haag zur Gründung und Leitung eines Konservatoriums angeboten. In Dresden, wo bisher noch kein größeres Institut bestand, ließ man sich 1856 den zwar durch andere Amtsgeschäfte überlasteten Reissiger doch nicht entgehen und versicherte sich bei der Gründung des Konservatoriums seiner obersten künstlerischen Leitung, die er bis zu seinem Ende innehatte.

Manche Schwierigkeiten hatten in Dresden eine frühere Gründung verhindert, obwohl immer Pläne aufgetaucht waren. Morlacchi hatte z. B. 1814 bei Fürst Repnin einen Plan eingereicht. Ferner ist 1839 und 1842 in den Jahrbüchern des Nationalvereins für Musik von einem Dresdner Konservatorium die Rede. Rich. Wagners Interesse dafür ist bekannt. Kleinere Institute bestanden schon länger. 1823 errichtete Agthe mit Krägen eine Anstalt nach Logiers Muster. Ferner ist Zillmanns Schule zu erwähnen[2]. Reissiger hat sich immer für jüngere Talente interessiert und sie gefördert. Wir kennen bereits den Fall Wagner. Wenn wir von Reissiger als Lehrer der Komposition sprechen, so dürfen wir uns aber nicht denken, daß er elementare Kenntnisse vermittelte, sondern er war vielmehr als ein Meister angesehen, von dem man sich nur letzte Ratschläge holte. Ein


  1. a b Unveröffentlichte Manuskripte in der Kgl. Landesbibliothek Dresden (R.-Briefe).
  2. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts hat man in der Dresdener Stadtkapelle mit ihrer Einrichtung der Ausbildung von Lehrlingen das einzige musikalische Erziehungsinstitut zu sehen.