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so das Duett u. s. f. Die Aktschlüsse alle wurden stark applaudiert und am Schlusse die Hauptpersonen gerufen. Das war ein Hauptgaudium für mich, denn nun kann ich Dir gestehen, daß ich hinsichtlich dieser Oper viel zu kämpfen gehabt habe mit der Intendanz, der Direktion und noch vielerlei. Doch gleichviel, die gute Sache hat gesiegt, mein Wort hat sich bewährt, die bösen Mäuler sind geschlagen, und morgen (Sonntag, den 19.) ist die Oper zum zweiten Male. Nun erst kann und darf ich Partitur und Stimmen abschreiben lassen (denke Dir!) und, sowie ich kann, sende ich Dir alles mit bestem Dank (und dem Honorar) zurück. Meine Frau und Tochter grüßen Dich und die Deinigen herzlichst und freuen sich, gleich mir, Deines guten Erfolges. Da ich in die Probe fort muß, so kann ich Dich nur noch bitten, Fischer, Wagner, Tichatschek usw., kurz Alle, Alle recht herzlich zu grüßen von Deinem treuen Freunde H. Marschner. Hannover, den 18. Januar 1845. Bei mehr Muße schreibe ich Dir auch von der zweiten Vorstellung, sowie ich auch von Dir einige Zeilen erwarte. Sage doch Fischer, er möchte nun doch sorgen, daß man mir das Honorar schickte, und zwar 40.“

Die rein instrumentalen Teile, wie Ouvertüren, waren, wie berichtet, über ganz Europa verbreitet. Die Yelva-Ouvertüre wurde, wie nebenbei bemerkt sei, von Spohr besonders geliebt, und dieser führte sie oft auf.

Zu bedauern bleibt, daß Reissiger keine komische Oper geschrieben hat. Sie wäre jedenfalls wertvoller geworden, da er dazu angeborene innere Werte mitgebracht hätte. Psychologisch interessant ist es, daß er sich die Komposition einer komischen Oper einfach nicht zutraute. 1830 wurde ihm ein komisches Libretto zugesandt, worauf er in einem Briefe antwortete[1]: „. . . . .aber ich zweifle, daß ich die erforderliche vis comica oder komische Ader besitze und die lebhafte Phantasie der musikalischen Malerei in der Gewalt habe. Marschner hat sich gerade in seinem „Templer“ nach meiner Überzeugung, mit dem größten Glück in diesem Genre versucht. Ihn allein könnte ich Ihnen als Ihres Werkes würdig vorschlagen.“ Als Grund der Ablehnung gibt Reissiger noch an, daß er noch nichts „in diesem Genre geliefert hätte“, was beifällig aufgenommen worden wäre. Und gerade mit komischen Liedern hatte er so großen Erfolg.

Einige Worte seien noch den rein instrumentalen Kompositionen gewidmet. Unter ihnen war der größte Beifall den Trios, Quartetten und Quintetten beschieden, also der Kammermusik. Wie aus einem früheren Kapitel zu ersehen ist, war ein Teil dieser Werke für die Gesellschaftsabende in den Dresdner Salons berechnet. Sie durften demnach nicht allzu große Schwierigkeiten für das Verständnis bieten. Gefällige Melodien, einige rhythmische Pikanterien mit untermischt, genügten vollkommen. Die Werke ähneln einander alle, denn der Komponist brauchte nur mechanisch seine gewandte Hand schreiben zu lassen. So sehr viel Zeit konnte er sich ja als überlasteter Kapellmeister für die bestellten Sachen auch gar nicht nehmen. Es sind meist dieselben Wendungen, Transpositionen, die immer wiederkehren. Rob. Schumann spricht einmal von Favoritgängen, die alle Komponisten zeitweilig verarbeiten. So ist es auch bei den Reissigerschen Trios und Quartetten dieser ersten Art. Dabei ist die Form als Ganzes glatt


  1. Unveröffentlichter Brief in der Sammlung Liebeskind, Leipzig.