Seite:Heft22VereinGeschichteDresden1912.pdf/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Birkigt[1], die sich lange volkstümlich für den Ort behauptet hat, deutet darauf hin, daß wir es hier nicht mit einem altsorbischen Orte, sondern mit einer Neugründung, welche ihren Namen von der früheren Beschaffenheit des Ortes zur Zeit der deutschen Besiedlung hergeleitet hat, zu tun haben. Die Flur ist vermutlich nach und nach gerodet worden, zuerst die „Striche“, dann der „Zschiegberg“, zuletzt die „Folgen“[2]. Eine Sage erzählt, daß Birkigt früher auch die „Sumpfwiesen“ an der Weißeritz gehabt habe, daß das Dorf aber gezwungen worden sei, im Dreißigjährigen Kriege die Wiesen an Coschütz zu verpfänden[3]. Diese Flursage – eine der vielen, womit das Volk sich auffallende Erscheinungen zu erklären versucht – entbehrt des geschichtlichen Kerns: das Wiesenland, um welches es sich handelt, befand sich nicht erst seit dem Dreißigjährigen Kriege, sondern weit früher schon im Besitz der Coschützer Einwohner. 1284 entsteht ein Streit zwischen den Einwohnern (laïcos) von Döltzschen und Coschütz über Flurteile[4]. Die Eigenart der Landschaft ergibt es, daß der Streit nur über Flurstücke, welche zwischen Birkigt und Döltzschen liegen, geführt worden sein kann. Die Fluren Döltzschen und Coschütz sind im übrigen durch die tiefe und bis zum 18. Jahrhundert fast unwegsame Felsenschlucht der Weißeritz getrennt, in der Nähe des Dorfes Potschappel aber, unterhalb Birkigt, erweitert sich das Tal, und dort lagen die streitigen Flurstücke. Fast völlig getrennt von der übrigen Flur Coschütz erstrecken sich hier kleine Acker- und Wiesenstücke


  1. Friedrich Lichtenwald hat 1445 zum Berkecht 3 besessne menre. (H St A. loc. 7997 Vorzeichnung der Erbarmannschaft in den Pflegen, 1445, Bl. 19 b). – 1595 hat Gregor Knebel ausgesagt, daß er sein Gut zum Birticht dem Ehrwürdigen Bartholomeus Künzelmann, Pfarrer zu Döhlen, ganz wohlbedechtig, auch ungedrungen verkauft hat (Ger.-B. für Potschappel [16. Jahrh.] im H St A, Bl. 292).
  2. Ger.-B. Potschappel 1636 (Amtsgerichtsarchiv Döhlen), Bl.228: 1664 wird ein Stücklein Feld zu Birkigt verkauft, „wie solches auf der Burgker oder Folge bei der Zschiedige gelegen“. Es sind spät gerodete, walzende Stücke.
  3. Leßke III, 650.
  4. H St A. Orig.-Urk. (Dp. Cap. Misn. Nr. 139 [14. Dez. 1284.]). – Die Urkunde ist erwähnt Domarchiv Meißen A. no 49, Bl. 17: Inter laicos de Delczschen et de Coswitz compositio est super discordia inter eosdem ratione agrorum et virgultorum exorta.