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ganz wesentlich von dem der Supane. Die Supane der Meißner Gegend sind in der geschichtlichen Zeit nur mit geringen Ackerlehen ausgestattet; wenn anerkannt werden muß, daß sie im Meißnischen eine freiere Stellung gegenüber den anderen Bauern einnehmen, so muß doch auch darauf hingewiesen werden, daß sie mit den Smurden zusammen zur bäuerlich bodenständigen Bevölkerung gehören, mit ihr zu Gerichte gehen, mit ihr sich mischen, ihr an Besitz gleichen. Nicht ein einziges Supangut läßt die Abstammung von einem Herrengut der slawischen Zeit vermuten.

Einen bleibenden Kern der genannten Ansicht aber bildet die Meinung, daß die friedliche und kriegerische Verfassung der Sorben unter dem Einfluß der Avarenstürme sich verändert habe. Die harten Schicksale der Zeit mögen manches in den slawischen Stämmen gestrafft haben, sie mögen an der Entwicklung einer Gliederung des Volkes in Stände mitgearbeitet haben. Wenn wir in der geschichtlichen Zeit früh berittene slawische Scharen und spät noch bei bäuerlichen Sorben Roßdienste finden, so mag die Ausbildung dieser Seite des Heerdienstes durch die Erfolge der Avaren begünstigt worden sein. Eine unsichere Überlieferung setzt auch die Anlage großer Ringwälle in die Zeit der Avaren, einzelne Wälle, wie der zu Kopidlno im nördlichen Böhmen, werden – ob mit Recht oder Unrecht, bleibe dahingestellt – den Avaren selbst zugeschrieben.

Bei weitem schärfer als durch Peisker, den Vertreter der genannten Ansicht, werden die Punkte, an denen die Untersuchung zunächst einzusetzen hat, durch einen Forscher getroffen, der vor allem die Einzelheiten des älteren Flurwesens zu ergründen versucht hat, durch August Meitzen. Meitzen verlegt die Untersuchung aus der so leicht getrübten, so leicht auf Gerüchten beruhenden Überlieferung der Frühzeit auf den aus härtester geschichtlicher Gegenständlichkeit bestehenden Boden der Flurverhältnisse. Ein Zufall hat es gefügt, daß Meitzen seine Ansicht durch Darlegungen über eine Gruppe unmittelbar an Coschütz anstoßender Fluren, über Kaitz, Klein-Pestitz, Mockritz, Gostritz, Rosentitz, Nöthnitz und Boderitz, sowie über die Flur Mischwitz bei Meißen zu begründen versucht hat. In seinem Werk „Siedelung und Agrarwesen der Westgermanen und Ostgermanen, der Kelten, Römer, Finnen und Slawen“[1] versucht


  1. Meitzen II, 464; III, 423.