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der Siedlung entschied.[1] 1741 sichern sich zwei Bauernhöfe zu Nöthnitz freie Wege und die Benutzung einer „Pfütze, darinnen stets Wasser ist“, in dem Garten des einen Hofes zu. Sie wollen gemeinsam die Pfütze „in baulichem Wesen erhalten“[2]. An solchen Beispielen lassen sich die Verhältnisse der Urzeit verdeutlichen. Der Verlauf von Gewässern und andere natürliche Merkmale bestimmten auch häufig die Begrenzung der Fluren, zuweilen aber wirkte andres ein. Als die Sorben das Elbtal besetzten, fanden sie an vielen Stellen die Merkmale einer älteren Besiedlung vor. Alte Wege und an den Wegen hier und da Gruppen niedriger Hügel berichteten von einer Bevölkerung, die Geschlechter zuvor ihre Toten hier begraben hatten. Mit Scheu mochte der Sorbe diese Stätten betreten, und wo er konnte, rückte er die Siedlungen von ihnen ab[3]. Es ist auffallend, wie oft die alten Gräberfelder sich auf früherem Weideland, auf Stücken, die spät in Anbau genommen worden sind und nahe der Grenze von Fluren, wie zu Pirna und Heidenau, finden[4]. Das auffallendste Beispiel wohl bietet Coschütz selbst. An der Stelle, wo die Fluren von Coschütz, Plauen und Klein-Pestitz zusammentreffen, findet sich scharf im Treffpunkt ein Gräberfeld der vorsorbischen Zeit (vgl. die Skizze S. 7)[5]. Der Befund läßt keinen Zweifel darüber, daß von den späteren Siedlern den Toten der Vorzeit hier ein geweihter Platz belassen war, der von drei Siedlungen als Grenzmarke anerkannt wurde.

Unter welchen Umständen der Völker- und Sprachenwechsel im Elbtal um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus


  1. Einzelne Brunnen, wie die „Böhle“ zu Wurgwitz, der „Welschborn“ zu Welschhufe usw. hatten besondere Namen.
  2. Ger.-B. des Guts Nöthnitz anno 1620, Bl. 350 (Amtsger. Dresden).
  3. Vgl. hierzu auch Pfau, Topographische Forschungen über die ältesten Siedlungen der Rochlitzer Pflege, S. 45. – Meiche im N. Lausitz. Magazin LXXXIV, S. 157, 170.
  4. Zu Löbtau liegt ein größeres Gräberfeld am Rande des alten Ackergeländes auf der sogenannten „Rotzsche“, unweit einer Steinzeitsiedlung. Die Lage ist sehr bezeichnend, da die „Rotzsche“ bester Boden ist. Diese Flureinteilung stammt vermutlich aus der Zeit vor 1068 (siehe Anhang: Löbtau). Vgl. auch Heft 21 der Mitt. des Vereins für Geschichte Dresdens, S. 5.
  5. Siehe Anhang unter Kleinpestitz.