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mit zahlreichen Feuerstellen. Zu Stetzsch hat sich eine Siedlung von über hundert Feuerstellen gefunden[1]. Die Zahl und Lage der Stellen und der Inhalt der Herdasche läßt den Gedanken, daß hier eine Horde von Menschen in enger Hausgemeinschaft um eine einzige Herdgrube, wenn auch nach und nach auf verschiedenen Stellen, gehaust habe, abweisen. Hier bestanden zu gleicher Zeit zahlreiche Hütten, eine dörfliche Bevölkerung nährte sich von dem, was der Strom, das Feld und der Wald boten. Diese starke Bevölkerung trieb Ackerbau, und zu dieser Zeit taucht aus der Reihe der Niederlassungen, abgelegener vom Strom und der Elbaue, eine Niederlassung auf, die von der Art der übrigen abweicht.

Hoch über dem Weißeritzbett, in der Nähe des heutigen Dorfes Coschütz, springt bollwerkartig ein Berg in das Tal vor. Ein Rücken, der leicht abgesperrt werden kann, verbindet ihn mit der Hochebene, auf welcher das Dorf Coschütz liegt. Der Gipfel des Berges trägt eine kleine Ackerfläche, und in dem Ackerboden sowie auf den steilen Hängen finden sich Mengen von Scherben nebst Abfall von Knochen und kleinem Hausrat. Es geht die Sage, auf dem Berge habe eine Burg gestanden und im Innern des Berges seien Tote in silbernen Särgen begraben. Mancherlei Nachforschungen haben umsonst den Weg zu den Schätzen gesucht, daß aber Menschen hier gehaust haben, ergeben zahllose Funde.

Nicht geheimnisvolle Schatzhüter haben sich hier hoch über der Weißeritzschlucht geborgen, ackerbauende Siedler des Elbtals sind es gewesen, die hier eine Zufluchtstätte gesucht haben. Ein Zeugnis dafür ist auch eine Gußform für bronzene Sicheln, die auf dem Abhang des Berges gefunden wurde. Soweit wir Ernte und Erntebrauch zurückverfolgen können, war die Sichel das Erntegerät des Elbtals.

Der Felsen ist wiederholt das Ziel der Wanderung Rudolf Virchows gewesen. In den Sitzungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte hat Virchow († 1902) mehrfach, 1871 und 1874, auf die Anlage hingewiesen, und noch 1896 hat er, fünfundsiebzigjährig, den Ort aufgesucht. Virchow ist von der Meinung ausgegangen, daß die ältesten Funde zu Coschütz von germanischen Siedlern herrührten, er ist der Überzeugung gewesen, die Verwandtschaft der älteren Funde zu Coschütz


  1. Siehe Anhang unter Stetzsch.