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einen Hasen fehlt. Der Jägerjunge hinter ihm vermag den aufspringenden Hund kaum zu halten. Weiterhin trägt ein dicker Mann mit einem hohen, altmodischen Hute einen erbeuteten Hasen davon. In den einzelnen Gestalten hat der Maler mit behaglicher Laune ihm bekannte Persönlichkeiten nachgebildet: so erkennen wir in dem Jäger (an dessen Stellung) unschwer den Oberst von Berge, als Hundejunge fungiert Moritz Kratsch, und der dicke Mann ist – der Nachtwächter von Bieberstein.

Diesem Genrebilde schließen sich zwei landschaftliche Darstellungen an. Eine derselben zeigt, das Bieberstein benachbarte Schloß Reinsberg in Abendbeleuchtung, vorn zwei Rehe. Auf der anderen ist Schloß Bieberstein selbst zu sehen, wie es beim ersten Morgenstrahle friedlich daliegt. Auf einer Waldstraße im Vordergrunde fährt ein Zweispänner nach dem Schlosse zu; Domherr und Kammerherr von Schroeter sind dabei als Insassen des Wagens naturgetreu wiedergegeben. Die beiden Landschaften sind – neben einer später zu erwähnenden großen Studie – die einzigen bekannt gewordenen Ölbilder Rayskis, die Naturausschnitte für sich, nicht nur als füllenden Hintergrund darstellen. Darum ermöglichen auch sie allein ein Urteil über des Künstlers Begabung für die Landschaftsmalerei. Es ist oben hervorgehoben worden, daß der Maler seine ersten künstlerischen Anregungen einem tüchtigen Landschafter verdankte. Und doch kann unser Urteil über seine Leistungen auf diesem Gebiete nicht durchaus zustimmend sein. Rein technisch betrachtet, sind sie freilich sehr gut; sie sind in kräftigen Tönen gehalten und versetzen den Beschauer namentlich durch die schöne Verteilung der Schatten- und Lichtmassen in die beabsichtigte Stimmung. Aber die malerische Perspektive ist mißlungen, und die bezweckte dekorative Wirkung bleibt aus.

Die letzten beiden Gemälde in dem Gemache sollen gleichsam die Gedanken des Beschauers hinüberleiten in das dritte, kleinere Zimmer, das eine wertvolle Sammlung orientalischer Kuriositäten enthält. Diese wurde von dem (schon oben erwähnten) Freiherrn Erich von Schönberg auf Herzogswalde zusammengebracht, der nach dem Wunsche des Domherrn von Schroeter auf seinen Reisen mannigfaltige interessante Gegenstände für diesen erwarb. Daß er bei seinen weitausgedehnten Streifzügen auch mancherlei Abenteuer zu bestehen hatte, dafür bietet das vierte Gemälde ein Beispiel. Wir erblicken

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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/68&oldid=- (Version vom 20.2.2024)