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daß man ihnen wissenschaftliches Streben nicht absprechen kann. Im übrigen wurden während des 15. Jahrhunderts außer den schon genannten noch zwei berühmte auswärtige Universitäten gelegentlich von Dresdnern besucht, zunächst Wien[1], gestiftet 1365, wo sich allerdings nur ein vereinzelter Magister im Jahre 1429 ermitteln läßt, dann Tübingen[2], gegründet 1477, in dessen Matrikel sich gleichfalls nur ein einziger Studierender aus Dresden, und zwar ein Klosterbruder, im Jahre 1490 verzeichnet findet.

Seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts wendete sich ein an Stärke immer zunehmender Strom von jungen Dresdnern nach der 1502 durch Friedrich den Weisen errichteten Universität Wittenberg[3], die von Anfang an ein Hauptsitz des Humanismus und seit dem Auftreten Luthers und Melanchthons die Wiege der Reformation war. Obwohl die Matrikel nur für das erste Jahrhundert gedruckt vorliegt, läßt sich doch deutlich erkennen, welche hohe Bedeutung Wittenberg für das Geistesleben Dresdens gewonnen hat. Zwar verbot Herzog Georg der Bärtige seinen Untertanen wiederholt den Besuch der ketzerischen Hochschule, aber trotzdem weist die Inskriptionsliste während seiner Regierungszeit 26 Dresdner, darunter 6 Altendresdner Augustiner, nach. Von 1538 bis 1602 wurde nur während des Kriegsjahres 1547 kein Dresdner in Wittenberg immatrikuliert. Dagegen trafen in manchen Jahren ganze Scharen von Zuzüglern ein. Den Höhepunkt erreichte das Jahr 1601 mit 17 neuen Ankömmlingen. Vierzehn zählte man 1570, elf 1573, zehn 1565, 1574 und 1581, neun 1575, 1576, 1586 und 1587, acht 1551, 1567, 1572, 1583, 1598, sieben 1558, 1568, 1571, 1582, 1584, 1589, 1602, in den übrigen Jahren weniger. Auch in der Folge blieb Wittenberg noch lange Zeit die von Dresdnern am


  1. J. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhunderte ihres Bestehens. Wien 1865 (darin S. 596 ff.: Verzeichnis der Magistri regentes der Artistenfakultät).
  2. Urkundenbuch zur Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476–1550. Tübingen 1877 (darin S. 455–693: Matricula almae universitatis Tuwingensis 1477–1545).
  3. Album academiae Vitebergensis ab a. Ch. MDII usque ad a. MDCII. Vol. I-III. Lipsiae 1841, Halis 1894, 1905. – J. Köstlin, Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger philosophischen Fakultät 1503–1560. Halle 1887 bis 1891. – G. Buchwald, Wittenberger Ordiniertenbuch 1537–1572. Leipzig 1894–1895.
Empfohlene Zitierweise:
Viktor Hantzsch: Dresdner auf Universitäten vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Dresden 1906, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft19VereinGeschichteDresden1906.pdf/14&oldid=- (Version vom 20.11.2023)