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zu Anfang des 17. Jahrhunderts, die Wohnungen des Landknechtes, des Trabanten-Steckenknechtes und der 2 „Stadtguardi-Steckenknechte“ darin. Das Gebäude hatte keinen Hof und auch kein zur Vornahme der Tortur geeignetes Lokal, weshalb diese im „Marterkeller“ des Ratsstockhauses vorgenommen wurde. Dieser letztere Umstand kam freilich für die Neuzeit nicht mehr in Betracht, da die Tortur durch Reskript vom 2. Dezember 1770 abgeschafft worden war. Im Jahre 1691 war das Stockhaus schon einmal umgebaut worden[1]. Schon im Jahre 1822, bei Gelegenheit der Demolition der Jupiterbastion beabsichtigte man eine Frohnfeste über den dortigen Kasematten der Baugefangenen zu errichten, ließ diesen Plan aber wieder fallen, weil sich Gelegenheit bot, das den Erben des Appellationsrates Reichel gehörige Haus Nr. 9 in der Landhausstraße zu erwerben, welches zwar an der Straßenseite durch ein dazwischen liegendes Haus vom Amtshause getrennt war, mit dem dahinter gelegenen Garten aber an dieses grenzte. Der Ankauf des Hauses erfolgte 1825. Darauf wurde der Bau einer Amtsfrohnfeste auf dem dahinter gelegenen Gartenraume begonnen und im Jahre 1827 beendet; die alte Amtsfrohnfeste an der Breitegasse wurde noch im selben Jahre öffentlich versteigert. In diesem Umfange hat das Amtshaus bis zu der Teilung in ein Stadt- und Landgericht im Jahre 1851 bestanden.

Bereits in den Jahren 1814 bis 1820 war der Plan aufgetaucht, das Amt Dresden entweder in ein Kriminal- und Civilamt oder in ein Amt für das rechte und ein solches für das linke Elbufer zu teilen. Es wurden während dieser Zeit zwischen dem Geheimen Finanzkollegium, der Landesregierung, dem Geheimen Kabinett und dem Amte Dresden zahlreiche Schriften deshalb gewechselt, doch kam die Angelegenheit erst im Dezember 1824 zur Entscheidung; es wurden 2 Abteilungen gebildet, deren erste die Civil-, Vormundschafts-, Nachlaß-, Kauf- und Hypothekensachen, die zweite aber die Kriminal-, Rügen-, Polizei- und Verwaltungssachen umfaßte. Für diese zweite Abteilung wurde auch ein zweiter Justizamtmann angestellt[2].


  1. Coll. Schmid. Amt Dresden Vol. XII Nr. 319, Vol. XV Nr. 425. Cop. der II. Rentexped. vom Jahre 1691 Bl. 123b. Cod. Aug. Cont II. Tom. I. S. 329.
  2. Rep. VIII. Dresden 240a Bl. 1, 4b, 12, 14, 69, 74, 132, 141, 197, 254, 297 und Dresden 240b Bl. 2, 9. Acta, die bei dem Justizamte Dresden getroffene neue Einrichtung. Loc. 2410 Bl. 299b, 338.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Haug: Das kurfürstliche Amt Dresden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch' Verlagshandlung, Dresden 1902, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft16VereinGeschichteDresden1902.pdf/80&oldid=- (Version vom 22.11.2023)