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den Abschluß eines Waffenstillstandes zugekommen sei, und wenn der General Am Ende Dresden nicht räume, werde Oberst Thielmann Dresden mit Sturm nehmen. – Gablenz konnte mit gutem Gewissen sagen, daß der Befehl über Abschluß des Waffenstillstandes noch nicht eingetroffen sei, denn nach dem offiziellen Bericht des Major Brause an General von Funck traf dieser Befehl erst nachmittags des 20. Juli beim Obersten Thielmann ein. Indessen würde es wohl schwer gehalten haben, mit den schwachen sächsischen Truppen, nur von einer reitenden Batterie und zwei 4-Pfündern unterstützt, Dresden mit Sturm zu nehmen.

Trotzdem entstand unter der Dresdner Bürgerschaft, bei welcher sich nach Gablenz’ Entfernung das Gerücht von dem bevorstehenden Sturme verbreitet hatte, große Aufregung, und eine Deputation des Magistrats: Bürgermeister Dr. Heyme und Claußnitzer, Stadtrat Schulz und Syndikus Hermann, begaben sich zum General Am Ende mit der inständigsten Bitte, alle Feindseligkeiten zu verhindern. General Am Ende schickte indessen die Deputation an den Oberst Thielmann mit der Weisung, bei diesem ihr Glück zu versuchen; dieser aber empfing die Deputation sehr ungnädig und erklärte, daß er in militärischen Dingen nichts mit dem Magistrat zu thun haben wolle; wenn bis nachmittags 3 Uhr kein österreichischer Parlamentär zu ihm käme, werde er angreifen.

Darauf ritt der Major Fürst Lobkowitz in Begleitung des Ulanenrittmeisters von Thümmel und eines Trompeters zum Freiberger Schlage hinaus und hatte „in einem Garten, gleich linker Hand“ eine Unterredung von einer halben Stunde mit dem Obersten Thielmann, dem er noch besonders betonte, daß General Am Ende nicht selbständig handeln könne, denn der Feldmarschalllieutenant von Kienmayer habe das Kommando in Sachsen und von diesem sei General Am Ende abhängig.

Die Folge dieser Unterredung war, daß der Oberst Thielmann, unter ansehnlicher Suite beiderseitiger Adjutanten und militärischer Eskorte, zur Freude der Dresdner, zu dem General am Ende, um auch mit diesem gemeinschaftlich zu unterhandeln, herein geritten kam. (R. T.)

In dieser ziemlich lange währenden Verhandlung wurde endlich festgesetzt, daß beide Parteiführer Kuriere an ihre vorgesetzten Behörden entsenden sollten, daß bis zu deren Eintreffen alle Feindseligkeiten

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/60&oldid=- (Version vom 19.11.2023)