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Übelstande wurde abgeholfen, indem Plakate angeheftet wurden, welche das Betreten der Wälle verboten.

Die Überwachung der einpassierenden Reisenden war zwar stets eine strenge gewesen, aber von jetzt an hielt man es für nötig, sich auch über die auspassierenden Reisenden zu informieren. Die Thorwachen erhielten daher Anweisung, alle auspassierenden Reisenden zu notieren und früh die Zettel nach der Hauptwache zu schicken, von wo sie durch den capitaine du jour an die Polizeikommission zu gelangen hatten.

Die große Furcht vor der österreichischen Armee wich immer mehr, je mehr von derselben Deserteure in Dresden eintrafen. Die Desertion muß allerdings in großem Maßstab betrieben worden sein, denn die noch im Ratsarchiv vorhandenen Wachrapporte der Bürgerwache geben allein in der Zeit vom 1. bis 31. Mai 466 österreichische Deserteure an, welche bis zu 55 an einem Tage nach den Wachen gebracht wurden. Die Deserteure, die man doch unmöglich in Dresden behalten konnte, wurden gewöhnlich, wenn sie aus außerösterreichischen Staaten gebürtig waren, einfach in ihre Heimat entlassen und nur wenn sie geborene Österreicher waren, unter Eskorte von Bürgergarden, meistens zu Schiffe, nach Torgau oder Wittenberg transportiert. (R.-A.)

Der Monat Juni war bereits herangekommen, ohne daß man von den Unbilden des Krieges zu leiden gehabt hätte, als mit dem Einrücken der Österreicher die Verhältnisse andere wurden.

Der Stadtschreiber Beyer berichtet hierüber:

„Den 11. Juni: Nachdem gestern abend um 5 Uhr das K. S. Militär wiederum von den hiesigen Wachten abgezogen und von hier ausgerückt, so haben sofort die hiesigen Bürger die Wachten wieder besetzt, dieselben auch heute wieder bezogen.

„Diesen Nachmittag rückte, nachdem am Vormittage Nachricht eingelangt, daß in Dippoldiswalde 150 Mann k. östr. Ulanen eingerückt, welche eine beträchtliche Lieferung an Heu, Hafer und Stroh verlangt und das Eintreffen eines starken Corps angesagt, zwischen 5 und 6 Uhr ein beträchtliches k. östr. Armee-Corps, unter Befehlen des Herrn Generalmajor Am Ende, ingleichen ein Corps eigener und eine Anzahl Hessischer Truppen, unter den Befehlen des Herrn Herzogs von Braunschweig, zum Dippoldiswalder Schlag und durch das Seethor in hiesige Stadt.

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/44&oldid=- (Version vom 20.11.2023)