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angebrachten Sonne mit dem Buchstaben N, worüber ein Adler schwebte, war an keinem Hause in der ganzen Stadt eine Dekoration oder Devise zu bemerken und nur der italienische Kaufmann Pusinelli hatte folgende transparente Inschrift an seinem Gewölbe:

Supremis jussis, maximo cum gaudio,
ad meliora ac prospera illumino tempora.

(R. T.)

Mittlerweile hatte sich die anfangs ziemlich hochgehende Beunruhigung der Bürgerschaft etwas gelegt; am 22. April hatte man den Cantatejahrmarkt wie im tiefsten Frieden abgehalten, und da der Kommandierende der kaum 2000 Mann betragenden, im Lande verbliebenen Truppen, der Oberst Thielmann, bei mehreren, an die Grenze und über dieselbe hinaus unternommenen Rekognoszierungen auf keinen Feind gestoßen war, glaubte man vor dem gefürchteten Einmarsch der Österreicher sicher zu sein. Als der Oberst Thielmann am 12. Mai außerhalb der Stadt bei Gorbitz ein Lager bezog, war damit ausgesprochen, daß, wenn auch feindliche Truppen ankommen sollten, Dresden keinesfalls verteidigt werden sollte. Indessen schien Vorsicht geboten und es wurden die Thore der Festung abends ½9 Uhr und die Pforten um 10 Uhr geschlossen; die Festungsgräben aber, trotzdem man sich nicht verteidigen wollte, angespannt, d. h. voll Wasser gelassen. – Darüber erhoben die Pächter der Gräserei im Stadtgraben, Köhne und Konsorten, sofort eine Beschwerde und baten dringend, daß das Wasser aus den Gräben wieder abgelassen werde, da sie sonst kein Futter für ihr Vieh hätten und außerdem die in das Wasser ausgehenden Kloaken einen verderblichen Gestank verbreiteten. – Der Rat ging auch auf die Beschwerde ein und genehmigte das Gesuch unter der Bedingung, daß Köhne und Konsorten sich zur Übernahme der bei aufziehen und einlassen der Schützen erforderlichen Kosten verbindlich machten.

Da auf den Wällen, weil alles abgeräumt war, keine Posten mehr standen, promenierte das Publikum auf diesen sonst verbotenen Orten. Dagegen erhob wieder der Kabinetsminister Graf Marcolini Klage als Oberstallmeister, da das Stallamt die Grasnutzung auf den Wällen zwischen dem Schwarzen und dem Weißen Thor gepachtet hätte und daß für die königlichen Pferde bestimmte Gras von dem Publikum niedergetreten würde. – Auch diesem wesentlichen

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/43&oldid=- (Version vom 20.11.2023)