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unteren Schichten der Bevölkerung gefunden, hatte man doch allerseits schon genug davon erfahren, daß es die Absicht der leitenden Generale war, sich bei Zeiten mit der Armee zurückzuziehen und Dresden seinem Schicksal zu überlassen. Alle Vorräte aus dem Zeughause, soweit man sie für transportabel hielt, waren nach den rückwärtsliegenden Festungen Torgau und Wittenberg in Sicherheit gebracht, der Bau an den Verschanzungen war eingestellt worden, Dresden fühlte sich daher verlassen und einem mutmaßlichen Einfalle der Österreicher hilflos preisgegeben. Unter diesen Umständen hielt es der Polizeidirektor für geboten, durch eine öffentliche Bekanntmachung das möglichste zur Beruhigung der Gemüter beizutragen. Die im Dresdner Anzeiger vom 19. April abgedruckte Bekanntmachung lautet:

Bei der Ueberzeugung, daß die Abreise Sr. Majestät, unseres innigst verehrten Königs, und des ganzen Königlichen Hauses unter den Bewohnern der Residenzstadt Dresden mancherlei bange Sorgen und Erwartungen erregt hat, hält das Direktorium der K. S. Polizei-Commission es für Pflicht, Alles, was es vermag, zur Beruhigung des hiesigen Publici beizutragen.

Der Unterzeichnete eilt daher, öffentlich zu versichern, daß die Entfernung Sr. Königl. Majestät nicht durch irgend eine eingetretene Gefahr veranlaßt worden sei, sondern daß Allerhöchstdieselben der Nothwendigkeit allein nachgegeben haben, die Ihnen werthe Residenz beim Ausbruche des Krieges auf einige Zeit zu verlassen, um Sich mehr von der Grenze ab, in das Innere des Landes zu begeben.

Wir dürfen auch mit Zuversicht darauf bauen, daß Se. Königl. Majestät uns mit Ihrer Huld und väterlichen Fürsorge nicht fern sein werde.

     Dresden am 16. April 1809.

Carl Friedrich von Brand
K. S. Geheimer Rath und Direktor der
Polizei-Commission.

Der beschleunigte Abmarsch der Truppen aus Dresden, der, wenn auch vielleicht längst vorausgesehen, nicht mit der nötigen Ordnung ausgeführt worden zu sein scheint, trug ebenfalls dazu bei, Beunruhigung unter der Bürgerschaft zu erwecken. „Das Unverhoffte, die Schnelligkeit und der Mangel an Gewehren (bei der Besetzung der Wachen) verursachte allerdings, da selbige bloß mit

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/34&oldid=- (Version vom 20.11.2023)