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Am 31. März abends 7 Uhr traf der König mit der Königin und der Prinzeß Auguste nach einer Abwesenheit von 5 Monaten wieder in Dresden ein, wobei jedoch jeder offizielle Empfang verbeten war. Wie sehr sich der König, der doch bekanntlich nicht Soldat war, um alles kümmerte, beweist, daß er bereits am 5. April zu Pferde die vor den Thoren der Stadt in Angriff genommenen Schanzarbeiten besichtigte.

Am 12. April wurde der Armee die erfolgte Kriegserklärung Österreichs in folgendem Generalbefehl bekannt gegeben:

„Es wird den Truppen bekannt gemacht, daß von seiten Oesterreichs die Kriegserklärung erfolgt ist; der österreichische General Bellegarde hat schon am 9. d. Mts. den französischen Vorposten den Anfang der Feindseligkeiten angesagt, gleichwohl darf zur Zeit kein Militär die Grenze überschreiten.“

Geichzeitig wurde folgende Ansprache Napoleons in der Leipziger Zeitung abgedruckt:

Soldaten!      Ihr werdet bald neue Lorbeeren einerndten und ein Reich vernichten, welches ein niedriges, schwaches Ministerium hat, das seinen schwachen Kaiser zu einem neuen Krieg mit Frankreich reizt, indem es uns und unseren Alliirten das streitig zu machen sich erfrecht, was mit so vieler Franzosen Blute so theuer erkauft und erworben ward.

Ich kenne sie alle, die daran Theil nehmen, ich will sie züchtigen. Alle ihre Güter werde ich einziehen und unter meine Armee vertheilen. Das ist der Lohn von Austerlitz, wo alle ihre Länder in unserem Besitz waren. Damals konnte ich Oesterreich vernichten und den Kaiser aus der Zahl der Regenten streichen. Ich handelte großmüthig und gab ihm Alles wieder, aber jetzt soll er seiner gerechten Strafe nicht entgehen. Von dem Tage an, daß die Kriegserklärung ergangen, wird er von der Zahl der souveränen Mächte Europas ausgestrichen und nicht mehr existiren.

De anno 1809.
Napoleon.

Obgleich nun die Mobilmachung noch nicht als vollendet angesehen werden konnte, denn es fehlten noch der Pontontrain, die für die Verpflegung des Korps erforderlichen Kolonnen und die Bespannung für 6 Bataillone, so erhielt doch am 14. April abends Generallieutenant von Zezschwitz, der zum Kommandeur des Korps ernannt worden war, durch den General Gerard den Befehl, am 15. mit dem Korps aufzubrechen und zunächst in die Gegend von Meißen zu rücken. Erst während der nun folgenden Märsche wurde

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/23&oldid=- (Version vom 21.11.2023)