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Nach einem Bericht, den Napoleon am 15. Januar 1809 von Valladolid aus verlangt hatte, zählte die sächsische Armee im Königreich Sachsen 23 512 Mann, im Herzogthum Warschau 5941 Mann, doch dürfte diese Zahl wohl etwas zu hoch gegriffen sein.

Eine neue Bewaffnung der gesamten Infanterie, welche 1808 begonnen hatte, war noch nicht völlig durchgeführt, nur die Regimenter König und Niesemeuschel führten bereits das neue, sogenannte Neusuhler Gewehr. Von den 34 im Jahre 1807 im Lande verbliebenen Schwadronen konnten an den Übungslagern 1808 erst 15 teilnehmen und beim Beginn des Feldzuges 1809 mit Mühe und Not 20 Eskadrons auf den mobilen Etat treten, deren Pferde begreiflicher Weise zum Teil noch jung und unvollständig ausgebildet, also in doppelter Beziehung den Anstrengungen eines Feldzuges nicht gewachsen waren. – Die Artillerie war äußerst vernachlässigt. Die gesamte Artillerie besaß im Frieden nur 8 Pferde, welche die Geschütze aus dem Zeughause nach dem Schießplatze und wieder zurück fuhren. Bei der Mobilmachung erfolgte die Bespannung von der „Roßpartei“, die aus Knechten und Pferden bestand, welche die Ämter zu stellen hatten. Jedes Infanterieregiment hatte 4 Stück 4 pfündige leichte Kanonen mit 4 Munitions- und Requisiten-Wagen und 1 Infanterie-Munitionswagen, welche 480 Kugelschuß, 120 Kartätschschuß und 480 Dutzend Flintenpatronen führten und zu denen 1 Subalternoffizier, 4 Unteroffiziere, 40 Mann Artillerie, 1 Schirrmeister, 17 Knechte und 35 Pferde von der Roßpartei gehörten. Die Grenadierbataillone, welche zum Kriege aus je 2 Regimentern unter einem Stabsoffizier zusammengestellt wurden, hatten nur 2 Geschütze mit der Hälfte der Bedienung. – Der Zopf und gepudertes Haar waren nach 1806 stillschweigend verschwunden; die Unteroffiziere trugen noch Stöcke. (G.-A.)

Generale, die in der Regel nicht verabschiedet wurden, gab es noch bis zu 90 Jahre alt. Nach einer Zusammenstellung aus der Rangliste von 1809 hatten 6 Generale der Infanterie oder Kavallerie ein Durchschnittsalter von 79 Jahren – heute von 64 Jahren –, 8 Generallieutenants ein solches von 72 Jahren – heute von 58 Jahren – und 18 Generalmajors ein solches von 61 Jahren – heute von 54 Jahren –.

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/14&oldid=- (Version vom 21.11.2023)