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Leider erfuhr die rege Betriebsamkeit auf der Schleifmühle durch den Krieg im Jahre 1813 ein unerwartetes Ende. Zwar blieb sie in der bekannten Dresdner Schlacht vom 26. u. 27. Aug. fast ganz unbeschädigt[1], obgleich es in ihrer Nähe zu Kämpfen kam. Vor Beginn jener Schlacht befand sich das Schleifwerk in den Händen der Franzosen, die es aber nebst den benachbarten Gebäuden am Morgen des 26. August den von Plauen vordringenden Östreichern überlassen mußten. Als diese nun am Spätnachmittag nach Verlust des von ihnen eroberten Feldschlößchens sich wieder nach Plauen zurückzogen, hielten sie die Spiegelschleife zwar bis gegen Mitternacht noch besetzt, überließen sie aber dann wiederum den allmählich vorrückenden Franzosen[2]. Diese blieben nun auch einige Monate in dem ungestörten Besitz des erwähnten Grundstücks; erst im Oktober wieder wurde er ihnen durch Feinde streitig gemacht. Nachdem nämlich Napoleon mit seinem Bundesgenossen, dem König von Sachsen, am 7. Oktober Dresden verlassen, nahten sich dieser Stadt größere Abteilungen der Verbündeten (Östreicher, Preußen, Russen), die nun auch fortgesetzt die Franzosen beunruhigten und aus ihren Stellungen zu verdrängen suchten. Unter den Feindseligkeiten, zu denen es im letzten Drittel des Oktober zunächst zwischen Franzosen und Preußen vor dem Falken- und dem Freiberger Schlage kam, hatte auch das Spiegelschleifwerk bereits sehr zu leiden. Bald waren nicht nur sämtliche Fenster und die Dächer, sondern auch die Wände des Seitengebäudes an mehreren Stellen durchschossen, sowie der dort befindliche Glassaal und die Dachetage des Beleghauses, in der sich auch Glaswaren befanden, ebenfalls stark beschädigt. In dem letzteren Gebäude hatten einschlagende Flinten- und Kanonenkugeln mehrere Stöße Spiegelgläser heruntergeschleudert und zum größten Teile völlig zerschmettert. Im Hofe der Fabrik biwakierten seit dem 2. Oktober 176 französische Soldaten, denen alle Tage die nötige Beleuchtung geliefert werden mußte. Sie hatten nicht nur alles im Besitz der Fabrikarbeiter befindliche Geschirr teils sich angeeignet, teils ruiniert, sondern auch, trotz der dringendsten Vorstellungen, fast sämtliche Thüren mit Gewalt genommen und zum


  1. FA., Rep. 9, Loc. 2974, Bl. 76.
  2. Aster, Schlacht bei Dresden, S. 181. 183. 292.