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überwiesen, daß man sie mit der in Friedrichsthal bei Senftenberg bestehenden Glas- und Spiegelhütte verband. Dieselbe verdankte ihre Entstehung dem Franzosen Sebastian Massar, der sie, unterstützt durch eine Geldsumme von 1137 Thlr. 17 Gr. nebst dem Holze von 786 Baumstämmen und 27 Rüststangen von der kurfürstlichen Rentkammer[1], im Jahre 1709 zu erbauen begann. Da die von ihm gelieferten Glasproben Anerkennung fanden, so schloß die Regierung auf Vorschlag des Kammerkollegiums unterm 9. Dezbr. des letzterwähnten Jahres mit ihm einen Vertrag, durch welchen er die Glashütte, von der Zeit ihrer Übergabe an, auf sechs Jahre in Pacht erhalten sollte[2].

Obgleich nun der Bau erst 1711 zur Vollendung gelangte, hatte Massar doch schon vorher eigenmächtig den Betrieb begonnen, aber die kontraktlich festgestellte Kaution von 500 Thlr. nicht hinterlegt. Sowohl wegen dieser Handlung als ganz besonders wegen Bigamie stand ihm eine Untersuchung bevor; doch entzog er sich derselben durch die Flucht, wodurch das Spiegelwerk in gänzlichen Stillstand geriet[3]. Dasselbe sollte nun veräußert werden; da sich aber ein Käufer nicht fand, wurde auf Vorschlag des aus Lüttich eingewanderten Glasfabrikanten Joseph Compagnon der Beschluß gefaßt, nach einer Verbesserung in der Einrichtung die Friedrichsthaler Spiegelhütte auf Kosten der Rentkammer in

Betrieb zu setzen, mit ihr die bei Dresden gelegene Steinschneide- und Poliermühle zu verbinden und diese zu einem Spiegelschleifwerk einzurichten[4]. Der schon erwähnte, mittlerweile zum kurfürstlichen Land- und Wasserbaumeister emporgestiegene Schönheide lieferte für die letztere Anlage die nötigen Maschinen[5]. Die noch 1715 fertiggestellte Spiegelschleife enthielt außer dem durch ein Wasserrad in Bewegung gesetzten Schleif- und dem Polierwerk eine Facetten- und eine Zieratenschleifstube, eine Gipskammer, eine Folienschlagstube, eine Tischlerwerkstatt, eine Expeditionsstube, eine Warenniederlage und etwa zehn gewöhnliche Kammern; außerdem


  1. FA., Rep. 9, Sect. 1, Loc. 36191, Bl. 1.
  2. Ebenda Bl. 1 b.
  3. Ebenda Bl. 1. 2.
  4. Ebenda Bl. 2.
  5. Dresdner Merkwürdigkeiten 1711, S. 122.