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1 und im Innerstetale 2 Zechenhäuser. Nach einem Verzeichnis vom 3. April 1766 bestanden unter der Aufsicht des Communion Oberharzischen Bergamts zu Zellerfeld 7 herrschaftliche und 12 Gewerken-Zechenhäuser, nämlich das Himmelfahrter-, Carler, Jungfrauer, Windgaipler, Johanneser, Haus Sachsener und Wildemänner Zechenhaus; außerdem noch folgende 12 Gewerken-Zechenhäuser: das Kleeblater im Spiegeltale und das bei den oberen Puchwerken daselbst, je eins im Grumbachtale und im Hütschentale, in Lautenthal je eins bei der Schwarzen Grube und bei der Maaßener Grube, eins in Hahnenklee, in Bockswiese das alte und das neue Zechenhaus, eins auf der Festenburg, und im Schulenberge das alte und das neue Zechenhaus.

     Von diesen alten Zechenhäusern, die zum Teil bei den kleineren Gruben der Gewerkschaften errichtet waren, sind nur noch wenige übrig geblieben. Die Grube Himmelfahrt Christi lag am Zellbach, die Carler Grube dicht bei Zellerfeld, der Jungfrauer und der Windgaipler Schacht westlich davon. Im Kleeblater Zechenhause wohnte 1773 eine Försterwitwe mit ihrem Kinde, und das Hütschentaler Zechenhaus war damals zu einer Ölmühle vorgerichtet. Im Johanneser Zechenhause hatte vor 50 Jahren der Kantinenwirt Gergs eine Waldwirtschaft eingerichtet, die sehr beliebt war und viel besucht wurde, und in dem Haus Sachsener Zechenhause, dem sogenannten Jochen, wohnte damals Frau Rebentisch, die Kaffee und Flaschenbier verabfolgte. Beide Zechenhäuser, die an dem Wege von Zellerfeld nach Wildemann lagen, sind durch den Neubau des Johanneser Kurhauses entfernt worden.

     Von den heute noch vorhandenen Zechenhäusern ist das Dorotheer Zechenhaus bei Clausthal wohl das berühmteste im ganzen Oberharz; denn hier kehrten sie alle ein, die von fernher gekommen waren, um eine Grubenfahrt zu unternehmen. Die Gruben Dorothea und Karoline, in denen das Einfahren erlaubt war, lagen in der Nähe und waren von frühesten Zeiten her zum Einfahren der Harzreisenden ganz besonders vorbereitet.

     Eine Inschrift im Hausflur des Zechenhauses berichtet: „Den 12. Juni 1713 ist dies Haus gerichtet; den 26. September ist das Beten angefangen.“ Die Wetterfahne zeigt ein springendes Pferd mit der Jahreszahl 1713, eine Krone und den Namenszug des Kurfürsten Georg Ludwig. Darunter stehen die Buchstaben C. S., Christoph Singer zu lesen ist, der damals Obersteiger war.

     Das Dorotheer Zechenhaus ist eins der typischen Zechenhäuser, in dem noch die Einrichtungen aus der früheren Zeit zu erkennen sind. In der großen Zechenstube bestanden sich an den Wänden ringsherum breite Sitzkästen, während eine Seitenwand mit schrankähnlichen Verschlägen bedeckt war. In der Nähe des gewaltigen Ofens hingen parallel laufende Stangen unter der Decke, auf denen die Bergleute ihr vom Grubenwasser durchtränktes Zeug Trockneten. In der Mitte stand der durch den ganzen Raum reichende Tisch, und der Fußboden war mit gepochtem Schwerspat bestreut. An den Wänden hingen Bekanntmachungen der Berginspektion oder des Betriebsbeamten und daneben eine große Schiefertafel mit Gesangnummern.

     Am Montag Morgen (früher jeden Morgen) 4 Uhr versammelte sich die Belegschaft in der Zechenstube zum Gebet, an dem auch die Steiger und die übrigen Revier-Beamten teilnahmen. Der „Vorbeter“, ein alter, würdiger Bergmann, leitete den Gesang und verlas das Sonntags-Evangelium und einen Abschnitt aus der Postille. Dann betete er das Vaterunser und den Segen und entließ die Versammlung nach einem Schlußvers mit den Worten: „Un nunt laßt uns in Gottes Namen anfahre! Glück auf!“

     In dem Dorotheer Zechenhause hat von jeher ein Wirtschaftsbetrieb stattgefunden, bei dem die Gäste immer einen angenehmen Aufenthalt fanden. Durch die Nähe des akademischen Sportplatzes hat diese freundliche Gaststätte noch an Bedeutung zugenommen.

     Im Ludwiger Zechenhaus an der Altenauer Chaussee ist nach der Grube Herzog Christian Ludwig genannt, die schon 1642 erwähnt wird. Die Wetterfahne enthält ebenfalls ein springendes Pferd und eine Inschrift, die aber von unten nicht zu entziffern ist.

     Im Ludwiger Zechenhause wurde lange Zeit eine Wirtschaft betrieben, mit der auch eine Kegelbahn verbunden war. Einen besonderen Anziehungspunkt bildete der Ludwiger Garten, in dem auch das Clausthaler Bergmusikkorps manches Konzert abgehalten hat. Unter dem Schatten der mächtigen Ulmen und Ahornbäume fand man eine erquickende Rast, die gern aufgesucht wurde. Vor etwa 1ß Jahren wurde der Wirtschaftsbetrieb aufgehoben und das Zechenhaus zu Beamten-Wohnungen umgewandelt.

     Nach Gatterer, Beschreibung des Harzes, befand sich im Ludwiger Zechenhause um 1792 „eine lehrreiche Modellen-Sammlung, welche von Reisenden vorzüglich besehen zu werden verdient, indem in derselben eine ansehnliche Anzahl von zum Theil ausgeführten, zum Theil


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1931. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1931, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1931_039.png&oldid=- (Version vom 2.11.2019)