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Etwas über Singvogelpflege.
Von einem Tierfreund.


     Um es gleich vorweg zu sagen: Am besten wäre es, man brauchte über Singvogelpflege überhaupt nicht zu reden. Unsere kleinen Sänger gehören dahin, wo ihnen der Herrgott ihren Platz angewiesen hat, in den Wald, aufs Feld, ins grüne Laub, und da pflegen sie sich schon selbst. Was für eine Qual ist es für sie, ihr kleines kurzes Leben in einem engen Käfig zubringen zu müssen! Kann man sich darüber wundern, wenn sich viele Viele gleich am ersten Tage ihrer grausamen Gefangenschaft vor Gram und Angst und Leid zu Tode flattern? Wie unendlich wenige gewöhnen sich an das Gefangensein, und wie unendlich mehr dieser Unglücklichen sterben nutzlos dahin! Dem Tierfreund blutet das Herz bei diesem traurigen Kapitel.

     Doch genug. Ich weiß, daß es zu den unausrottbaren Leidenschaften des Harzes gehört, Vogel zu stellen. Ich weiß auch, daß die meisten nicht des Geldes Willen zum Vogelstellen gehen, sondern aus Liebhabereien, die eines Körnchens Idealismus nicht entbehrt. Aber ich will versuchen, den kleinen Gefangenen ihr grausames Los so erträglich wie möglich zu machen.

     Hälst Du einen Vogel im Käfig, so handle aus Gründen der Menschlichkeit nach folgenden Geboten:

1. Gib dem Singvogel einen möglichst großen Käfig, der ihm Bewegung gestattet.

2. Halt das Bauer immer sauber. Ein herausziehbarer Boden erleichtert Dir die Arbeit.

3. Wechsle die Sprunghölzer oft.

4. Versäume nie, dem Vogel ausreichend Badegelegenheit zu geben.

5. Kämpfe stets gegen das Ungeziefer an, indem Du das ganze Bauer von Zeit zuZeit mit Petroleum bestreichst, insbesondere aber die Enden der Sprunghölzer.

6. Reiche dem Vogel nie einseitige Nahrung. Gib ihm das Futter, das er draußen gewöhnt ist. Dein Gimpel freut sich, wenn er außer dem ewigen Rübsamen auch einmal ein paar Wegerichstengel beknuspern, oder Quitschen, Heidelbeeren, Obstkerne, Obststückchen verspeisen kann. Stecke Deinen Stieglitz auch einmal ein paar reife Distelköpfe ein, dem Kreuzschnabel einen Tannenapfel usw. usw. Sammle diese Sachen, wenn sie vorhanden sind. Im getrockneten Zustande kannst Du sie das ganze Jahr verwenden als bekömmliche Zugabe.

7. Bestreue den Boden des Bauers mit Sand, dem Vogel ist das Granten Lebensnotwendig.

8. Hüte Dich aber, aus falscher Fürsorge den Vogel zu überfüttern. Bedenke, daß ihm die freie Bewegung fehlt.

9. Sorge stets für sauberes, frisches Trinkwasser.

10. Gönne dem kleinen Sänger Sonne und frische Luft. Setze ihn aber nicht irgendwelcher Zugluft aus und hüte ihn vor ungeschützter Mittagssonne.



Gemeinnütziges.


     )( Um Läuse und Flöhe aus dem Hühnerstall zu vertreiben, empfiehlt es sich, Teer oder rohe Karbolsäure zu verwenden nach vorheriger gründlicher Reinigung des Stalles. Die Sitzstangen und deren Umgebung, wo sie an der Wand oder an der Decke befestigt sind, hat man in der Morgenfrühe zwischen 5 und 6 Uhr mit erwärmter Masse anzustreichen und den Boden und die Wandungen einzuspritzen mit einem Gemisch von heißem Wasser und Teer oder roher Karbolsäure zu gleichen Teilen. Die einzelnen Tiere sind auch des Morgens gegen die Federn mit Insektenpulver oder gepulverten Anissamen einzupudern und dem Sandbad setztman Insektenpulver oder auch Pulv. Sem. Anis. zu. Letzteres Pulver gebe man auch in die Nester. Wenn in der Weise gründlich verfahren wird, werden die Schmarotzer mit einem Schlage vernichtet. Teer und Karbolsäure wirken auch noch, wenn der Anstrich bereits angetrocknet ist, und sind nach unserem Dafürhalten allen anderen Zerstörungsmitteln vorzuziehen. Öftere Wiederholung dieses Verfahrens im Laufe des Jahres hält die Ställe und Tiere völlig rein. Während der Sommermonate, bei großer Wärme, welche die Vermehrung der Schmarotzer besonders begünstigt, lasse man den Hühnerstall jeden Monat so behandeln. Die Hühner setzen dann auch nicht im Legen zur Zeit der Holunderblüte aus, wie man dies häufig als Regel von den Laienzüchtern hört, sondern legen bis zum Federwechsel ununterbrochen weiter.