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34. [Das kaiserreich Trapezunt und die angrenzenden länder. Die sperberburg.]

Es ist ein chönigreich[1] genandt Trabasanda und ist ein clain gut verschlossen landt[2] und ist fruchpar an weinwachß[3] und ligt an dem schwartzen mere und nicht verre von einer stat die haysset in krichisch Kureson.

(30) In ainem pirg ligt ein purg, die haist die sperberpurgk[4]; und in der purg ist eine schöne jungkfrau und ein sperber auff ainer stangen und wer dohin chompt und drey tag und drey nacht wacht und nicht schlefft und weß er dann begert an die jungkfrau, das erbarig sach sein, des würdt er gewert. Und wann ainer das wachen verpringt, so geet er dann in die purg und chompt in ein schön palast; so sicht er dann ein sperber auff ainer stangen stan und wann dann der sperber den man sicht, so schreytt er, so chompt dann ein jungkfrau auß ainer kamer gegangen entgegen und entpfecht in und spricht: „Wolan, du hast mir drey tag unnd drey nacht gewachtt, wes du begerst weltlicher sach und die erbarig sein, des wirstu gewert von mir.“ Und weß er dann begert, das erbarig sach sein, des wirt er gewert; begert er aber sach, die zu hoffart gehören oder zu unkeusch oder geytigkaitt, so verflucht sie in und alles sein geschlecht, das er nymer mag zu eren chomen.

(31) Es cham ainsten ein gutter armer gesell unnd wachet drey tag und drey nacht an der purg; und do er nu gewacht hett, do ist er gegangen inn den palast, do der sperber innen stet; und do in der sperber gesehen hatt, da hatt er geschrien, da ist die jungfrau chomen auß ir kamer und hatt in entpfangen und hat gesprochen: „Weß begerst an mich, das weltlich und erbarig sach


  1. Der herschertitel »basileus« in Konstantinopel und Trapezunt sollte die übersetzung des römischen titels »imperator« sein, wofür die griechische sprache kein ganz entsprechendes wort besitzt (Fallmerayer s. 71).
  2. Dieser ausdruck entspricht völlig der schilderung, welche Fallmerayer (s. 12) von der lage dieses küstengebietes entwirft.
  3. Über die fruchtbarkeit dieser gegend gibt uns Fallmerayer (s. 311) ebenfalls genaue auskunft.
  4. Eine schilderung der sperberburg, welche teilweise mit der im text mitgeteilten übereinstimmt, findet sich in der Melusine des Jehan d’Arras (um 1387). Hier wird die in der burg befindliche jungfrau Melior genannt und als schwester der Melusine erklärt; die lokalität ist gleichfalls Großarmenien.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/061&oldid=- (Version vom 1.8.2018)