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Ausstellung war, garnicht mehr so gut, das zweite wird besser werden. –

Sonntag, 9. Aug. 53.     

     Gestern untermalte ich das zweite Zirkusbild, das nun diesmal überaus farbig wird. Ich sehe nun die Mängel des ersten Bildes und werde noch einmal gründlich hineinarbeiten.

     Abends war ich dann bei Frau Dr. Falke in Steglitz. Leider hat sich Elisab. nicht frei machen können und ich mußte den ganzen Abend allein dort sein, wobei ich mich wenig wohl fühlte. Elisab. wird erst morgen nachmittag aus dem Dienst zurückkommen.

     Bei Falkes traf ich einen Dr. Förster mit seiner blonden, etwas dicklichen u. ein wenig beschränkten, aber sehr selbstbewußten Frau. Er war wohl ein Geschäftskollege von Harry Falke u. zeichnete sich durch besondere Gaben nicht besonders aus. Seine Frau saß mir während des ganzen Abends in einem Sofa gegenüber u. zeigte ihre in hauchdünnen Nylonstrümpfen steckenden zu dicken Beine, die geschwollenen Füße quollen qualvoll aus zu kleinen Schuhchen hervor. Die arme Frau muß ziemliche Qualen ausgestanden haben. Gesprochen habe ich mit ihr kein Wort. – Ferner war natürlich Herr Dr. Richter mit seiner Frau da, beides nette Menschen, die Frau von einem starken Willen zur Ehrlichkeit beseelt, völlig unsentimental. Beide berichteten mir mit ehrlicher Freude, daß mein kleines Bild „Der Junggeselle“ jetzt in ihrer neuen Wohnung –, sie sind kürzlich umgezogen –, einen hervorragenden Platz habe u. jetzt erst zur vollen Wirkung komme. – Und schließlich war noch das Ehepaar Thim=Sieberg da. Herr Thim berichtete nochmals von dem sehr starken Eindruck, den meine Bilder in seinem Musikstudio gemacht haben. Die nächste Hausmusik wird im September stattfinden, jedoch hat er hierfür seine Wände bereits an den Bildhauer Heiliger vergeben, sodaß die geplante Wiederholung meiner erweiterten Ausstellung erst bei der nächsten Hausmusik stattfinden wird, die ja wohl erst im Oktober oder November sein wird. Das ist ganz gut, denn bis dahin liegt ein genügend weiter Zeitraum dazwischen, sodaß meine Ausstellung dann ganz neu wirkt. – Frau Dr. Sieberg saß weit von mir entfernt, sodaß ich mit ihr nicht sprechen konnte, aber beim Abschied war sie sehr herzlich u. bat mich, Elisab. zu bestellen, daß sie ihre Gegenwart sehr schmerzlich vermißt habe. –

     Es gab zuerst den üblichen Kognak u. danach Flaschenbier und Kleinigkeiten zu essen, in deren appetitlicher Herstellung Frau Dr. Falke Meisterin ist. Danach gab es dann noch eine leichte, erfrischende Fruchtbowle u. schließlich Kaffee mit kleinem Gebäck. Auf den Kaffee verzichtete ich im

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Hans Brass: Thim-Sieberg. , 1953, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1953-08-09_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.3.2024)