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mit uns zurückführe, doch scheint es ihr dazu zu kalt u. zu regnerisch zu sein. Auch Frau Dr. Krappmann wollte mit herkommen, doch muß ihr Mann morgen von 8 Uhr an schießen. Zwar war ihr das vorher schon bekannt, aber nun meint sie, daß sie deshalb nicht kommen könne. Wahrscheinlich ist auch ihr das Wetter zu unsicher. Unter diesen Umständen ist es dann egal, wann Spangenberg uns hier abholt, vielmehr wäre es sehr angenehm, wenn er erst später käme, wir könnten dann noch hier zu Mittag essen. –

Martha hat für die Schwestern ein sehr nettes Osterkörbchen zurechtgemacht, sodaß alle sich sehr freuten. Wir sind hier wirklich wie zum Hause gehörig.

Die Kinderschwester erzählt Dinge, die sie von den Kindern aus Osnabrück gehört hat, welche hier sind, z.B. daß die Engländer über Osnabrück Drehbleistifte abgeworfen haben, welche explodieren, wenn man daran dreht. Solche Dinge sind wirklich überaus gemein.

Abends waren einige der Schwestern mit uns in der Veranda, dann der Rektor, mit dem wir im Dunklen bis 11 Uhr saßen und uns ungemein interessant unterhielten.

Müritz, Ostermontag 26. April 1943.     

     Heute ist der letzte Tag hier. Spangenberg holt uns am Nachmittag ab. Das Wetter ist kühl u. veränderlich, hoffentlich kommen wir trocken nach Ahrenshoop zurück.

     Morgens um 8 Uhr war wieder stille Messe mit Communion, um 10 Uhr Hochamt, doch ohne Predigt, mit sakramentalem Segen. – Morgens früh ging ich in Hausschuhen die Treppe hinab, glitt aus u. rutschte ganz sanft die ganze Treppe hinunter, von Stufe zu Stufe, ohne mir das Geringste getan zu haben.

     Heute um 1 Uhr soll noch der kleine Johannes Papen kommen, der mein Patenkind ist. Ich habe ihn noch nie gesehen. Er ist drei Jahre alt. Der Rektor rief mich damals an, ob ich die Patenschaft übernehmen wolle. Ich sagte zu, war aber bei der Taufe selbst nicht anwesend. Von Schw. Oberin höre ich, daß die häuslichen Verhältnisse dort nicht zum Besten stehen. Der Mann ist zwar fromm u. kommt zur Kirche u. ich kenne ihn vom Sehen, aber die Frau geht fremd u. man behauptet, daß nicht alle Kinder von diesem Vater sind. Gegenwärtig ist eine kleine Tochter hier im Hause mit Namen Maria, ein recht wildes, aber doch gutartiges Kind, das am kommenden Sonntag die Erstkommunion empfangen soll. Von Schw. Oberin höre ich, daß der Vater eine Littauerin im Hause hat, mit der er ein Verhältnis hat. Die Leute wohnen in Graal. Es ist ein Jammer, daß diese Leute Katholiken sind, wo es so wie so schon kaum Katholiken hier gibt. Auch eine andere Familie gibt es da noch. Obwohl sie nur zwei Häuser nebenan wohnt, kommt keiner von ihnen zur Kirche. Dabei war der Mann vor einigen Jahren mit mir zusammen hier im Hause bei den Exerzitien u. die Frau war oft krank u. beanspruchte dann die Schwestern mit tausend Kleinigheiten. Die Leute waren mir allerdings stets sehr unsympathisch.

Ahrenshoop, Abends

     Um 4 Uhr holte Spangenberg uns aus Müritz ab. Im letzten Teil der Fahrt, von Dierhagen an, gerieten wir in einen tollen Sturm, der rasch zunahm u. zeitweise Windstärke 7 – 8 erreichte, besonders, als wir uns grade auf der Höhe zwischen Wustrow u. Althagen befanden. Spangenberg fuhr sehr rasch, er hatte den Falben vom Bauer Nagel eingespannt, dazu sein eigenes, jüngers Pferd, – so waren wir punkt 6 Uhr bereits in Ahrenshoop. Hier kamen wir vor verschlossene Türen,

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Hans Brass: TBHB 1943-04-25. , 1943, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-04-26_001.jpg&oldid=- (Version vom 27.4.2024)