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was ihm u. seinen Freunden im Falle einer Niederlage blüht. Er schreibt heute im Reich: „Wir hätten keine Gnade, sondern nur Rache, Wut, Vernichtung zu erwarten!“ – Jawohl, Herr Goebbels, so ist es, – jedoch nicht „wir“, – wie Sie es meinen, d.h. das ganze deutsche Volk, – u. womit Sie uns Angst machen wollen, – sondern „Sie u. Ihre Genossen“. – Und dieser Tag wird kommen! Ihre hysterische Angst davor ist nicht umsonst. Möge Gott verhüten, daß das ganze deutsche Volk in Ihren Untergang hineingerissen wird.

Dienstag, 23. Februar 1943.     

     Heute Brief von Dr. Bohner. Sehr höflich. Er ist prinzipiell mit allem einverstanden, was ich ihm betr. Heirat vorgeschlagen habe. –

     Die Offensive der Russen, die in letzter Zeit schon den Anschein erweckte, als ob sie wesentlich mühsamer vorwärts käme, scheint jetzt abgestoppt zu sein. Unser Heeresbericht meldete heute einige hoffnungsvolle Erfolge, doch muß man abwarten, ob sie aufrecht erhalten werden können oder gar ausgebaut werden können. Es wäre gewiß zu wünschen. – Die Engländer scheinen am Sonntag den 25. Jahrestag der bolschewistischen Armee in ganz England groß gefeiert zu haben, der engl. König hat sogar an Kalinin einen Ehrensäbel gesandt. Man kann es nur mit Kopfschütteln vernehmen, ebenso wie die in allen Kirchen, auch den katholischen, angeordneten Gebete für die Russen. Vielleicht wollen sich die englischen Christen üben, ihre Feinde zu lieben! –

Nachbar Papenhagen erwartete heute Mittag Tochter u. Schwiegersohn aus Hamburg. Beide Krank. Es gab keine Möglichkeit, die beiden von Ribnitz hierher zu bringen, da der Autobus Dienstags u. Freitags nicht fährt u. sonst kein Mensch Benzin hat. Abends bekam ich von Wustrow Nachricht, daß beide dort mit dem Werkauto der Firma W. Bachmann angekommen sind u. erst einmal dort bleiben.

Donnerstag, den 25. Februar 1943.     

     Gestern nachmittag waren Peter Erichson u. Frau Ristow bei uns. Erichson wie immer voller Geschichten u. Neuigkeiten. Etwas anstrengend. Martha sah den ganzen Tag über nicht gut aus, klagte abends über Halsschmerzen u. Schwere in den Gliedern. Ich schickte sie früh ins Bett, gab ihr Tabletten u. machte ihr einen Halsumschlag. Sie hat, wie sie sagt, ganz gut geschlafen, war aber heute morgen nicht viel besser, legte sich bald nach dem Frühstück wieder hin. Ich gab weiter Tabletten. Die Halsschmerzen hörten auf, aber nun klagt sie über dieselben Kopfweh, die sie schon neulich hatte. Sie ißt nichts. Habe eben Temperatur gemessen, sie hat kein Fieber, aber einen roten Kopf.

     An Fritzens Braut Margret geschrieben als Antwort auf ihren Brief, denn Martha, die heute schreiben wollte, kommt nun doch nicht dazu. –

     Wie ich gerüchtweise höre, soll morgen eine Versammlung stattfinden

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Hans Brass: TBHB 1943-02-21. , 1943, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-02-23_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2024)