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nicht liefern wegen Mangels an Rohstoffen. Mitten in diese Stimmung hinein platzte der Untergang unseres Luftschiffes „Hindenburg“ – Auch P. Theodor Bogler äußert in seiner kurzen Zuschrift an mich seine Sorge, daß die Benediktiner am Ende wieder einmal Deutschland werden verlassen müssen.

Sonntag, den 20. Juni 1936.

     Heute Nachmittag war ich nicht im Geschäft. Ich bin täglich 10 Stunden an der Kasse, oder dekoriere usw. Es ist eine anstrengende, aufreibende u. recht unangenehme Tätigkeit, bei der man seelisch Hunger leidet. Es würde noch angehen, wenn ich dabei nicht dauernd im Kampfe liegen müßte gegen den Teufel, der sich alle Mühe gibt, Maria in Banden zu schlagen. –

     Am 8. Juni war Marias Geburtstag. Wir fuhren zur Frühmesse nach Müritz, Maria beichtete. Wir hatten eine schöne Torte mit für die Schwestern. Am Nachmittag kam Marias Bruder Otto mit seiner Frau Lita u. einer fremden Dame. Sie blieben bis zum anderen Morgen. Es war viel überflüssiger u. äußerlicher Lärm.

     Am letzten Dienstag waren der Rektor u. Schw. Oberin hier bei uns, – wir hatten es am letzten Sonntag verabredet. Ich war selbst am Dienstag zur Frühmesse gefahren u. nahm dann beide im Auto mit hierher. Mittags fuhr Fritz dann beide wieder zurück. Es war ein schöner Sonnentag. Der Rektor kaufte einiges für das Kinderheim, wofür wir ihm natürlich sehr billige Preise machten u. einiges schenkten. – Es war für uns, u. sicher auch für Schw. Oberin u. den Rektor ein schöner Vormittag. –

     Von den jungen Faensens bekam ich Nachricht, daß ein Junge angekommen ist, der Johannes heißt . –

     Das Geschäft geht gut. Bis zum 1. Juni haben wir 1000 Rm. mehr umgesetzt, als im Vorjahre u. auch jetzt im Juni sind die Tageskassen weit höher. Ich glaube nicht, daß sich der Umsatz selbst gesteigert hat, sondern daß eben jetzt alles Geld in die Kasse fließt, während früher diese Beträge in den Taschen der Angestellten blieb. – Meine Gegenwart lohnt sich also offenbar, indessen zittern mir dabei oft die Nerven. Es wird gut gehen, wenn die Ordnung eingehalten wird, d.h. die Geschäftszeit u. die Sonntagsruhe. Das aber ist eben die Gefahr. Ich habe mit Maria in dieser Woche bereits eine Auseinandersetzung gehabt, weil sie abends nach 9 Uhr im Geschäft an Dienstmädchen verkauft hat. Abgesehen davon, daß das ungesetzlich ist, ist das auch die Quelle von Betrügerei, Verlust u. Diebstahl, denn diese Dienstmädchen wissen ganz genau, daß sie in dem schlecht erleuchteten Geschäft stehlen können, was ihnen gefällt. Im vorigen Jahre dehnten sich diese

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Hans Brass: TBHB 1937-06-06. , 1937, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1937-06-20_001.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2024)