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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

Geburten in bezug auf minderwertige Rassenelemente kommt in Betracht. Nach dieser Richtung hat die Sozial- und Rassenhygiene (die generative Hygiene) und vielleicht die Gesetzgebung selbst die künstliche Geburtenbeschränkung wohl mehr als bisher auszugestalten, zu überwachen und durchzuführen. Unser Volkskapital hat kein Interesse daran, durch die Alkoholisten, Psychopaten, Schwindsüchtigen und all das grosse Heer der missratenen Stiefkinder der Schöpfung mit höchst zweifelhaften Werten vermehrt zu werden. Deren Kinder bleiben, um mit Hans von Hentig zu reden, besser nicht geboren. Es muss im Wege rationeller Rassenhygiene, (auch durch freiwilliges Zölibat) die Erzeugung von Minusvarianten vermindert und verhindert werden. Denn „ein Volk“, wie M. v. Gruber zutreffend sagt, „ist nicht die Summe der augenblicklich Lebenden, sondern der grossen Kette von Generationen. Volksgesundheit ist letzten Endes Gesundheit und Keimstoff. Ihr einziges verlässiges Kennzeichen ist die ungestörte Erzeugung einer zahlreichen und tüchtigen Nachkommenschaft.“ Salus societatis suprema lex.




44. Abschnitt.


Die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Wirtschaftspolitik.
Von
Dr. Carl Johannes Fuchs,
o. Professor der Volkswirtschaftslehre an der Universität Tübingen.


Literatur:

G. Adler, Die Epochen der deutschen Handwerkerpolitik 1903. –
v. Below, Territorium und Stadt. 1900. –
Bucher, Die Entstehung der Volkswirtschaft. 8. Aufl. 1911. –
Derselbe. Art. „Gewerbe“ im Handwörterbuch der Staatswissenschaften. –
A. Cremer. Die Bedeutung des preussischen Zollgesetzes von 1818 für die Entwicklung Preussens und den deutschen Zollverein, 1891. –
Fuchs, Die Epochen der deutschen Agrargeschichte und Agrarpolitik, 1898. –
Derselbe, Artikel „Bauer“ und „Bauernbefreiung“ im Wörterbuch der Volkswirtschaft (hier auch weitere Literatur). –
Derselbe, Die Handelspolitik Englands und seiner Kolonien, 1893. –
Knapp, Georg Friedrich, Der Untergang des Bauernstandes und der Ursprung der Landarbeiter in den alten Provinzen Preussens, 1887. –
v. Rohrscheidt, Vom Zunftzwang zur Gewerbefreiheit, 1898. –
Schmoller, Das preussische Handels- und Zollgesetz von 1818. Rede 1898. –
Derselbe, Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe, 1870. –
Sieveking, Grundzüge der neueren Wirtschaftsgeschichte vom 17. Jahrh. bis zur Gegenwart (Grundriss der Geschichtswissenschaft von Meister, Bd. II) 1907. 2. Aufl. 1913. –
Sombart, Der moderne Kapitalismus, 2 B. 1902. –
Derselbe, Die Juden und das Wirtschaftsleben 1911.

I.

Die erste und wichtigste geschichtliche Grundlage der heutigen deutschen Wirtschaftspolitik bildet die Agrargeschichte. Denn alle Probleme der heutigen deutschen Volkswirtschaft wurzeln schliesslich in der eigentümlichen Agrarverfassung des Deutschen Reiches, die das Produkt der deutschen Agrargeschichte ist. Es handelt sich da vor allem um den bekannten „Dualismus“ zwischen ostelbischem und westelbischem Deutschland – dort das Vorherrschende grosse Güter, hier bäuerliche Wirtschaften –, der nicht nur in der heutigen Agrarpolitik und Handelspolitik, sondern ebenso auch in der Gewerbepolitik, insbesondere der gewerblichen Arbeiterfrage der Industrie, in der Wohnungsfrage und in allen anderen einzelnen sozialen Fragen sich geltend macht. Aber bei näherer Betrachtung ist der eine dieser beiden Teile, der Westen, selbst nicht einheitlich, sondern in sich weiter gegliedert: wir haben nämlich zwei Gebiete der

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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/247&oldid=- (Version vom 22.11.2023)