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es auf zuverlässige Weise erfahren habe, hier mitzutheilen nicht verfehle. Er sah sich also plötzlich um Mitternacht in die Versammlung der Kirche versetzt, in dem Augenblicke, wo die Messe feierlich begangen werden sollte, indem seine vierzehn Amtsvorgänger der Reihe nach dastanden, so daß Alebrand, welcher der nächste vor ihm gewesen war, die Mysterien vollzog, die bei der Messe Statt zu finden pflegen. Und als, nachdem das Evangelium verlesen war, der Priester Gottes sich der Gemeinde zuwandte, um die Geschenke der Opfernden in Empfang zu nehmen, und nun so zu dem Herrn Adalbert gelangte, der die letzte Stelle auf dem Chore einnahm, da sah er ihn mit strafendem Blicke an, und wies seine Opfergabe zurück mit den Worten: „Du vornehmer und hochgeborner Mann kannst mit den geringen Leuten nichts gemein haben!“ und ging mit diesen Worten hinweg. Wirklich bereute er von der Stunde an die Worte, die er so unvorsichtig gesprochen hatte, bezeugte die höchste Achtung vor allen seinen Vorgängern und erklärte sich mit vielen Seufzern der Genossenschaft so heiliger Männer für unwürdig. Daher traf er auch bald nachher die Verfügung, daß an allen Jahrestagen seiner Vorgänger von den Renten des Hofes Bromstede[1] den Brüdern und den Armen die vollständigsten Mahlzeiten gereicht wurden[2], was vordem von keinem Bischofe geleistet zu werden pflegte.] Denn er hinterließ auch noch viele andere Zeichen seiner Reue und Bekehrung, unter denen das Erwähnung verdient, daß er nach der Plünderung seiner Kirche oder dem Tage seiner Vertreibung in den fünf Jahren, die er von da an noch verlebte, niemals der Bäder sich bediente, niemals fröhlich erschien, selten sich öffentlich oder beim Gastmahle zeigte, außer wenn er an den Hof ging oder wenn ein Festtag es erforderte. O wie oft haben wir sein Antlitz von Kummer getrübt gesehen, wenn er der Plünderung seiner Kirche sich erinnerte oder die Plünderer selbst zu Gesicht bekam! Am Feiertage der Geburt

  1. Bramstedt in Holstein
  2. Siehe Hamb. Urkundenbuch, Band I, Nr. 102.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)