Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 165.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Traumdeutungen, stets aber mit anständigen Gesprächen hin. Selten ließ er Saitenspieler zu, nur mitunter hielt er sie für notwendig, um Kummer und Sorgen zu erleichtern. Pantomimen aber, die mit unanständigen Körperbewegungen den großen Haufen zu ergötzen pflegen, verwies er gänzlich aus seiner Gegenwart. Nur die Aerzte waren beständig bei ihm, Andere konnten nur mit Mühe Zutritt zu ihm erlangen, wenn nicht eine sehr wichtige Angelegenheit es erheischte, daß einige Laien ihm vorgeführt wurden. Daher kam es auch, daß wir die Thür seines Schlafgemaches, die zuerst jedem Unbekannten und Fremden offen stand, späterhin mit einer solchen Sorgfalt gehütet sahen, daß Gesandte, die wegen wichtiger Angelegenheiten kamen, und Männer, die eine hohe Stellung in der Welt inne hatten, bisweilen eine ganze Woche lang sehr wider Willen vor der Thür warten mußten.

39. Außerdem war er gewohnt, während der Mahlzeit sich über hochgestellte Männer aufzuhalten, indem er an den einen ihre Habsucht, an den anderen ihre Thorheiten rügte, vielen aber ihre geringe Abkunft zum Vorwurf machte. Alle jedoch schalt er ob ihrer Treulosigkeit, deshalb, weil sie undankbar seien gegen den König, der sie vom Koth erhöhet habe[1], gegen den König, den er allein unter allen aus Liebe zum Reiche, weil es recht sei, nicht weil er seinen Vortheil dabei habe, zu schützen scheine. Zum Beweise dafür diene, daß jene wie gemeine Leute fremdes Gut raubten, er aber, wie es einem Edelmanne zieme, das Seine mit vollen Händen weggebe; das sei das offenbarste Zeichen des Adels. Solche heillose Angriffe machte er auf jedermann und schonte durchaus niemandes, wenn er sich nur über alle erheben konnte. So wurde denn um es kurz zu sagen jener Mann, weil er nichts weiter liebte, als den Ruhm der Welt, allmählich so schlecht, daß er fast alle Tugenden verlor, die er anfangs besessen hatte. Denn solche Züge, wie wir oben angeführt haben, und sehr viele andere der Art, fallen in die Zeit, wo ihn sein

  1. 1. Samuel. 2, 8.
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_165.png&oldid=- (Version vom 27.10.2020)