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Seinesgleichen, oder einen, der in seinem Amte als Seelenhirt in irgend einer Beziehuug sich wachsamer zeigen konnte, als er, wäre er nur beharrlich so geblieben. Denn nachdem er im Anfange sich so erwiesen hatte, erschien er gegen das Ende seines Lebens minder gut. Zu dieser Abnahme seiner Tüchtigkeit aber brachte den nicht hinreichend vorsichtigen Mann sowohl die eigene Nachlässigkeit, als der Antrieb fremder Bosheit. Davon wird seiner Zeit weiter die Rede sein. Weil ich aber alle Handlungen dieses Mannes schwerlich gut, vollständig und der Reihe nach schildern könnte, so wünsche ich, indem ich die vorzüglichsten seiner Thaten den Hauptsachen nach berühre, im Schmerze des Mitgefühles bis zur Schilderung des Mißgeschickes zu gelangen, von dem die angesehene, reiche Diöcese von Hammaburg und Bremen so heimgesucht ist, daß Hammaburg von den Heiden verwüstet, Bremen aber von den Scheinchristen zerstückelt wurde.

So will ich denn meine Erzählung so beginnen, daß sofort aus seinem Charakter alles gefolgert werden kann.

2. Er war nämlich ein Mann von sehr vornehmer Abkunft; seine erste Würde war die eines Propstes zu Halberstadt; sein Geist war scharfsichtig und mit einem reichen Vorrath von Fähigkeiten versehen. In geistlichen wie in weltlichen Angelegenheiten von großer Klugheit, hatte er ein berühmt starkes Gedächtniß für die Festhaltung dessen, was er von Andern vernahm, oder durch wissenschaftliche Studien sich sammelte, und eine außerordentliche Beredsamkeit, dasselbe vorzutragen. Ferner war er ausgezeichnet durch Schönheit des Körpers und dabei ein Freund der Keuschheit. Seine Freigebigkeit aber war der Art, daß er, während er selbst es für unwürdig hielt, zu bitten, und während er im Empfangen langsam war und sich dadurch gedemüthigt fühlte, dagegen bereitwillig und freudig oft auch denen reiche Gaben gewährte, die nicht darum baten. Seine Demuth erscheint in einem zweideutigen Lichte, da er sie allein gegen die Knechte

Gottes, die Armen und die Pilger erwies, und zwar in dem

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_122.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)