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schlugen die drei Brüder an die Haustüre, drangen herein und rissen sie ihm aus der Hand, dann zogen sie ihre Säbel und hieben ihn nieder. Da ward er in die Blutkammer aufgehängt zu den andern Weibern, die er getötet. Die Brüder aber nahmen ihre liebste Schwester mit nach Haus, und alle Reichtümer des Blaubarts gehörten ihr.

Auf Perrault scheinen auch die 1726 von E. J. Westphal (De consuetudine ex sacco et libro tractatio p. 224) angeführte historiola vom König Blaubart, die Sage von der Burg Dahl bei Freiligrath, Das malerische Westfalen S. 218 und Weddigen-Hartmann, Sagenschatz Westfalens 1884 S. 199, das schwäbische Märchen bei Meier nr. 38 ‘König Blaubart’, die thüringischen bei Bechstein 1845 S. 262 = 1874 S. 233 ‘Vom Ritter Blaubart’; 1845 S. 275 ‘Die drei Bräute’ und S. 296 ‘Das goldene Ei’, das Tiroler bei Dörler, Zs. f. österr. Volksk. 14, 161, das holländische ‘van Blouwboard’ (Volkskunde 14, 81), das kleinrussische in Odessa im Jubil. Sbornik Miller p. 178 und ein Negermärchen aus Jamaika mit gesungenem Dialog (Jekyll p. 35 ‘Mr. Bluebeard’) zu beruhen. Eine schwedische Übersetzung ‘Blå-skägget’ erschien seit 1781 häufig als Volksbuch (Bäckström 2, 68–73), niederländische erwähnen z. B. Mone, Niederländische Volksliteratur S. 144 und E. van Heurck et Boekenoogen, Imagerie populaire flamande 1910 p. 18. 301. 328. 485, englische Liebrecht, Zur Volkskunde S. 483 nr. 17 und J. Cheap, The chapman’s library 3 (1878).

Eine an Perrault anklingende holländische Überlieferung, deren Schluß an den Räuberbräutigam nr. 40 erinnert, teilten die Brüder Grimm 1812 als nr. 73 ‘Das Mordschloß’ (’t Moordcasteel) ‘aus dem Munde einer Fräulein’ deutsch und im Originaltext mit[1]:

Es war einmal ein Schuhmacher, welcher drei Töchter hatte. Auf eine Zeit, als der Schuhmacher aus war, kam da ein Herr, welcher sehr gut gekleidet war und welcher eine prächtige Equipage hatte, sodaß man ihn für sehr reich hielt, und verliebte sich in eine der schönen Töchter, welche dachte ihr Glück gemacht zu haben mit so einem reichen Herrn, und machte also keine Schwierigkeit mit ihm zu fahren. Da es Abend ward, als sie unterwegs waren, fragte er sie:


  1. Später ward nur ein stilistisch gebesserter Auszug in die Anmerkung zu nr. 46 aufgenommen. Vgl. auch Wolf, Wodana 1843 S. 168 ‘Het Moordslot’.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_407.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)