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(ebenso). Kristensen, Aev. fra Jylland 3, 251 nr. 46 ‘Doktoren og Døden’ (A¹˙² B¹ C²˙¹ D¹). – Schwedisch: Allardt nr. 101 ‘Donn, som stó fadder’ (A¹˙² B² C²). Hackmans Register nr. 332. – Norwegisch: Asbjörnsen-Moe nr. 105 ‘Gutten med ølðunken’ (B C²˙¹). – Französisch: Gueullette, Mille et un quarts d’heure, contes tartares nr. 73 ‘Aventures d’un bûcheron et de la mort’ (A¹ B¹ C²) = Cabinet des fées 21, 45. Luzel, Légendes 1, 335 ‘L’homme juste’ (A¹˙² B¹ D) = Revue celtique 3, 383. Luzel 1, 346 ‘L’ankou et son compère’ (A¹ B¹ C² D). Sébillot, Archivio 4, 423 ‘Le vrai juste’ (A¹˙²) und 426 ‘Le compère de la Mort’ (A¹ B¹ C²; Tod in der Flasche). Deulin, Buveur de bière p. 31 ‘Le compère de la Mort’ (A¹ D²) und 195 ‘Le filleul de la Mort’ (A¹ B² C²). Dardy 2, 143 nr. 43 ‘La Mort et Bernard’. Revue des trad. pop. 10, 594 ‘Le filleul de la Mort’; 13, 664 ‘L’homme qui cherchait un parrain juste’ (A¹˙² B¹ D²); 24, 35 ‘La Mort comme parrain’. Revue des langues rom. 27, 184 ‘Lou filhol de la Mort’ (B²; Tod in einer Flasche). Armana prouvençau 1876, 60 (A¹˙² B¹ D²). Folgende ‘in Frankreich erzählte’ Fassung fand sich hsl. im Nachlasse J. Grimms († 1863), leider ohne genauere Angaben über Zeit und Ort der Aufzeichnung:

Einem armen Mann wurde ein Sohn geboren, aber der Mann war so arm, daß er niemand finden konnte, der ihm zu Gevatter stehen wollte; er ging von Tür zu Tür, aber umsonst. Nun setzte er sich auf die Heerstraße in der Hoffnung, daß ein Vorübergehender vielleicht sich bewegen lassen möchte. Bald kam eine schöne und herrlich gekleidete Frau des Wegs. Der arme Mann sprach sie an, und sie erklärte sich willig, ihm den Dienst zu leisten. ‘Sag mir deinen Namen’, sagte der Mann, ‘denn so elend ich bin, so kann ich dich doch nicht zur Gevatterin nehmen, ehe ich weiß, wer du bist’. Sie schlug ihren Schleier, der mit goldenen Sternen gestickt war, auseinander und sagte: ‘Ich bin die heilige Jungfrau’. ‘Dann kann ich dich nicht brauchen’, antwortete der Mann, ‘dein Sohn ist ungerecht und behandelt nicht alle auf die gleiche Art; sonst wäre ich nicht so arm und unglücklich.’ – Die heilige Jungfrau ging vorbei, und bald kam eine andre Frau, groß und hager, in einen schwarzen Schleier gehüllt. Der arme Mann sprach sie an, und sie versprach Patin zu werden. ‘Aber wer bist du?’ sagte der Mann, ‘denn wenn ich gleich verachtet und armselig bin, so kann ich dich doch nicht nehmen, wenn du nicht unter die Gerechten gehörst.’ ‘Ich bin der Tod’, antwortete die Gestalt, schlug den schwarzen Schleier zurück und zeigte ihm das dürre Gebein. ‘Du bist willkommen’, sprach der Arme, ‘denn du bist gerecht gegen jedermann und behandelst alle gleich.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)