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Eine Anspielung steckt möglicherweise in Fischarts Spielverzeichnis (Gargantua 1890 S. 265): ‘Im Sack ein Repphuhn, das übrig soll mein Knecht Heintz thun’, im prosaischen Reineke S. 20 sagt der Kater, Rebhühner fangend: ‘Rips raps, in meinen Sack!’ – Neu ist bei Perrault ferner die Überlistung des Ogers, den die Katze dahin bringt, die Gestalt einer Maus anzunehmen, damit sie ihn alsbald auffressen und sein Schloß ihrem Herrn erwerben kann.

In den neueren Volksmärchen[1] tritt zuweilen an die Stelle der Katze ein Fuchs, ein Hund, ein Hahn, ein Affe, ein Schakal oder eine Gazelle[2].

Siebenbürgisch bei Haltrich nr. 13 ‘Der Federkönig’, wo die Katze dem Knaben einen Mantel aus Vogelfedern macht und sich schließlich in eine schöne Frau verwandelt. – Vlämisch in T daghet in den oosten 1, 74 ‘Een zeggen van Korenbloms man’ (1885. Revue des trad. pop. 1, 184). Van Heurck et Boekenoogen p. 323 ‘De gelaarsde Kat’. – Dänisch bei Kristensen, Aev. fra Jylland 4, 77 nr. 13 ‘Henning Katslaaers Ejendom’. Grundtvig, Minder 1, 71 ‘Det fattige Lig’ (vermischt mit dem dankbaren Toten). – Schwedisch ein Volksbuch nach Perrault ‘Mäster-Katten eller Katten i stöflor’ (1786 u. ö. = Bäckström, Sv. folkböcker 2, 237). Cavallius-Stephens nr. 12 ‘Das Schloß, das auf Goldpfeilern stand’; ein Mädchen ist Heldin; der Kater verwandelt sich in ein Brot, legt sich vor das Schlüsselloch und erzählt dem nachts heimkehrenden Riesen so lange von des Brotes Entstehung,[3] bis die Sonne aufgeht und der Riese zerplatzt. Åberg nr. 276 ‘Kattens slott’. Allardt nr. 69 ‘Kattnburg’ und nr. 106 ‘Om Anders o kattn’. Hackmans Register nr. 545a. – Norwegisch bei Asbjörnsen-Moe


  1. Von Kunstdichtungen seien genannt Tiecks geistreiches Lustspiel (1797), ein Gedicht von Friedr. Becker (um 1850. Berliner Ms. germ. oct. 316) und zwei französische Opern von Foignet (Le chat botté 1802) und Grisar (La chatte merveilleuse 1862).
  2. In dem zu nr. 182a angeführten siebenbürgischen Märchen vom Erbsenfinder (Haltrich nr. 33; vgl. Jones-Kropf p. 76, Kremnitz S. 196 und Hahn nr. 17) liefert ein Dämon dem armen Schwiegersohne des Königs ein Schloß, wofür ihm dieser nach sieben Jahren neun Fragen (R. Köhler 3, 370²) beantworten muß.
  3. Diese Aufzahlung der vielen Arbeiten bei der Brotbereitung erscheint auch bei Grundtvig, Minder 1, 99; Asbjörnsen-Moe nr. 28; Kriza nr. 7 = Jones-Kropf p. 79. Gleichem Zwecke dient öfter eine Beschreibung der Zubereitung der Leinwand; vgl. oben S. 222 und 103.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)